Dein Kennenlerngespräch - unverbindlich & kostenlos unter 0177 769 87 87 (Mo - Fr 15 - 17 Uhr)
Intelligenzspiele und Kopfarbeit für Katzen: wichtig, aber oft unterschätzt
Katzen brauchen nicht nur regelmäßige Bewegung, sondern auch Herausforderungen für den Kopf. Das hilft, um Frust und „Unsinn“ zu vermeiden. Schließlich ist „Unsinn anstellen“ nur eine Art, sich irgendwie die Langeweile zu vertreiben. Und leider haben vor allem Wohnungskatzen viel und oft Langeweile. Kein Wunder, denn ihnen fehlen Sinneseindrücke und die Aufregung der Jagd.
Um unseren Katzen das zu ermöglichen, müssen wir sie aber nicht zwingend der Gefahr des Freigangs aussetzen. Denn wir können – und sollten – auch in der Wohnung ein vielfältiges Entertainment-Programm bieten. Aber bitte nicht von Null auf Hundert!
Das Spiel der Katze imitiert die Jagd
Das Spiel der Katze – ob gemeinsam mit uns oder allein – imitiert die Jagd. Dabei geht es nicht um wilde Rumrennerei bis zur körperlichen Erschöpfung! Vielmehr besteht der größte Teil aus Stillsitzen, Lauern und Kopfarbeit. Der körperliche Anteil der Jagd ist gering. Das sollten wir auch beim Entertainment-Programm für unsere Katze bedenken.
Jede Katze hat ihre eigenen Vorlieben
Jede Katze spielt und beschäftigt sich anders. Wie auch wir haben unsere Stubentiger ihre ganz eigenen Vorlieben. Das gilt nicht nur für Spiele mit körperlicher Bewegung, sondern auch bei der Kopfarbeit.
Manche Katze möchte den lieben langen Tag an Intelligenzspielzeugen und Fummelbrettern tüfteln, wieder andere finden unterschiedliche Gerüche ganz toll. Und dann gibt es auch Katzen, die vor allem an neuen Materialien zum Anfassen interessiert sind. Spannende Geräusche laden ebenso zum Entdecken ein. Das alles regt die Sinne an und führt zu Denkprozessen, die beschäftigen. Neue Geschmäcker können zwar auch anregend sein, jedoch sind leider die wenigsten Katzen offen genug, um diese auszuprobieren – dennoch gibt es solche Exemplare.
Auch Clickern und anderes Training kann Kopfarbeit sein: Zahlen, Buchstaben oder Farben unterscheiden, Wörter erlernen etc. sind schlicht und einfach Kopfarbeit. Und manche Katzen sind darin wahre Meister!
Es nützt also nichts, deiner Katze ein Futterspielzeug hinzustellen und zu sagen „Mach mal“. Denn schließlich kannst du am Anfang gar nicht wissen, ob ihr das liegt. Oder ob sie längerfristig Spaß daran hat.
Langsam steigern und begleiten
„Einfach hinstellen“ funktioniert auch aus einem anderen Grund oft nicht: Katzen, die zum ersten Mal ein Intelligenzspielzeug sehen, wissen häufig gar nicht, was sie damit anfangen sollen. Selbst Ausprobieren kann zwar auch Kopfarbeit sein, aber es ist ein schmaler Grat zwischen spannend und frustrierend. Was genau noch spannend und was bereits frustrierend ist, hängt vom Schwierigkeitsgrad des Spielzeugs, der Gewöhnung und den Vorlieben deiner Katze ab.
Vereinfacht ausgedrückt: Du setzt dich auch nicht ohne Anleitung an einen 2000-Teile Modell-Bausatz. Du fängst entweder klein an oder liest die Aufbauanleitung. Und genau hier kommst du für deine Katze ins Spiel: Gerade zu Beginn solltest du Spielzeug auswählen, das einfach zu lösen ist. Und gleichzeitig auch gemeinsam mit deiner Katze ausprobieren: zeige ihr, wie es geht und was sie damit anfangen soll! Abgucken und selbst nachmachen ist für den Anfang schon Denkleistung genug!
Vorsicht bei der Arbeit mit Geräuschen und Gerüchen!
Das Gleiche gilt für die Arbeit mit Geräuschen und Gerüchen: nicht gleich volle Lautstärke, nicht gleich die halbe Flasche Duftspray aufs Tuch. Beginne mit ganz geringer Lautstärke und beobachte, ob das Geräusch deine Katze neugierig oder ängstlich macht. Denn auch das passiert durchaus: je nachdem, wie selbstsicher deine Katze ist, wie sicher sie sich in ihren eigenen vier Wänden fühlt, können neue Geräusche Angst auslösen. Auch die Tonhöhe und Melodie spielen hier mit rein: Lieber Vogelgezwitscher als Alarmsirene 😉
Baldrian regt Katzen an, es beruhigt sie nicht!
Ein häufiges Missverständnis im Umgang mit Baldrian im Katzenhaushalt ist es, dass Baldrian die Katze beruhige. Schließlich gibt es ja auch Entspannungsprodukte mit Baldrian für den Menschen. Das ist aber ein Trugschluss, denn Baldrian wirkt bei Katzen genau gegenteilig: Er regt sie an, putscht sie auf. Teilweise sogar so weit, dass sie unruhig und im schlimmsten Fall aggressiv werden. Bitte achte also – vor allem im Mehrkatzenhaushalt – genau darauf, wie deine Katze reagiert, damit du frühzeitig eingreifen kannst.
Gerüche als Entertainment machen auch nur dann Sinn, wenn deine Katze sich sicher fühlt. Wenn sie nicht zum Markieren neigt oder ängstlich ist. Solltest du daran den geringsten Zweifel haben, lass es lieber!
Möchtest du deiner Katze extra Gerüche anbieten, so tropfe eine winzige Menge auf ein Tuch, das du im Zweifelsfall sofort wieder wegräumen kannst und nicht anderweitig nutzt. Oder rubble das Tuch an Duftquellen und lege es deiner Katze zum Entdecken hin. „Bedufte“ keine Flächen oder Gegenstände, die deine Katze regelmäßig nutzt und dränge ihr die neuen Gerüche auch nicht auf! Benutze solche „Dufttücher“ nur in begrenztem Umfang: Duftspray im Raum zu verteilen oder beduftete Gegenstände auf Wohn-Textilien zu legen ist keine gute Idee!
Und bitte verzichte auch auf Zitrusdüfte – Katzen mögen in der Regel keine Zitrusdüfte, die meisten Katzen werden davon sogar abgeschreckt!
Zitrusdüfte zur Abschreckung im Haushalt? – Don’t!
Ab und zu einmal lese ich die „Empfehlung“ ganz bewusst Zitrusdüfte im Katzenhaushalt einzusetzen, damit die Katze nicht mehr an Möbeln kratzt, bestimmte Wohnbereiche meidet etc. Das ist gleich aus mehreren Gründen nicht gut: Einerseits bleiben Gerüche nie an Ort und Stelle. Sie ziehen durch den gesamten Wohnbereich und machen es der Katze überall extrem unangenehm. Außerdem sind fremde Gerüche oft ein Grund, erst recht darüber zu markieren – entweder mit Krallen oder Urin.
Andererseits ist das schlicht keine Problemlösung: Die Katze kratzt an Möbeln, weil sie das natürliche Bedürfnis zum Kratzmarkieren hat. Das muss sie irgendwo ausleben. Tut sie das dort, wo wir das eigentlich nicht wollen, sollten wir ihr bessere, katzengerechtere Alternativen anbieten. Und das gilt für alle Probleme im Katzenhaushalt: Es gibt immer einen Auslöser. Und erst wenn dieser beseitigt ist, ist auch das Problem gelöst. „Es der Katze unangenehm machen“ löst keine Probleme – oft bringt es sogar neue, viel größere!
Auf Sicherheit und Hygiene achten
Wenn es um Spielzeug und neue Reize geht, muss natürlich die Sicherheit und Hygiene an oberster Stelle stehen. Spielzeuge aus Plastik können beispielsweise einfacher gereinigt werden als jene aus Holz. Und du solltest sie tatsächlich am besten nach jeder Benutzung reinigen. Hast du Spielzeug aus Holz – oder möchtest selber welches machen – so kannst du es zur besseren Reinigung mit Spielzeuglack oder Leinöl beschichten. Beides ist unproblematisch für die Katze.
Geht es um Gerüche, so musst du im Hinterkopf behalten, dass die Katze bestimmte Stoffe in ätherischen Ölen nicht abbauen kann. Nimmt sie davon über längere Zeit kleine Mengen – oder einmalig größere Mengen – auf, kann das zu Vergiftungen führen. Das bedeutet: Duftöle immer katzensicher aufbewahren und höchstens ein Tropfen auf ein Tuch verteilen, das du jederzeit wieder wegräumen kannst.
Achte bitte auch auf Sicherheitsschwachstellen bei Spielzeugen: Rillen, Ritzen, spitze Kanten etc. Versuche solche Schwachstellen zu beseitigen und beaufsichtige das Spiel deiner Katze.
Für Inspiration und Abwechslung: Auch mal im Hundesortiment stöbern
Zwar ist in den letzten Jahren die Palette im Katzenbereich stetig gewachsen, dennoch gibt es im Entertainmentbereich für den Hund immer noch deutlich mehr Auswahl. Denn leider wird immer noch unterschätzt, wie intelligent Katzen sind und wie sehr auch sie auf geistigen Input angewiesen sind.
Auf der Suche nach Inspiration und Produkten solltest du also ruhig auch mal einen Blick ins Hunderegal der Zoofachläden werfen. In vielen Fällen sind die Produkte ohne Anpassungen nämlich auch für die Katze geeignet. Manche davon sind zwar etwas größer – weil auch Hunderassen, denen man geistige Auslastung zugesteht, meist größer sind -, aber auch die Katze kann problemlos damit umgehen. Für manche sind allerdings Anpassungen an kleinere Pfoten oder weniger Kraftaufwand nötig.
Ein Blick ins Hunderegal kann übrigens auch helfen, unseren Katzen Abwechslung bei verschiedenen Intelligenzspielzeugen zu bieten. Denn schließlich wird jede Herausforderung irgendwann zur Gewohnheit, wenn die Katze sie immer und immer wieder löst. Außerdem lernen Katzen ständig hinzu und gerade Katzen mit Vorliebe zu solchen Spielzeugen sind schnell von Anfänger-Schwierigkeitsgraden gelangweilt.
Für Trockenfutterkatzen: Fütterung aus Intelligenzspielzeugen
Trockenfutter hat verschiedene Nachteile für die Katze. Einer der Nachteile ist die große Kalorienmenge. Besonders dann, wenn – wie in vielen Haushalten üblich – die Tagesration nur „per Augenmaß“ abgeschätzt wird, kann das schnell zu Übergewicht führen. Langeweile im Alltag trägt ihren Teil dazu bei, dass Katzen mehr fressen als sie eigentlich benötigen. Ist die Katze erst einmal übergewichtig, wird sie auch träger und nimmt noch schneller zu. Ein Teufelskreis, den wir zum Wohle ihrer Gesundheit durchbrechen müssen.
Ein erster Schritt kann es da sein, das Trockenfutter nicht mehr als „milde Gabe“ zu reichen, sondern die Katze dafür auch arbeiten zu lassen. Und zwar indem wir ihr ihr Trockenfutter nur noch in Intelligenzspielzeugen servieren. Schließlich kommt in der Natur vor dem Fressen auch erstmal die anstrengende Jagd.
Wer sich vor dem Fressen erst einmal beschäftigen muss, kann nicht einfach „baggern“ und ist schneller satt. Denn bevor der Magen das Sättigungsgefühl ans Hirn sendet, vergeht einige Zeit. In dieser Zeit kann die Katze einfach eine große Menge reinschlingen – oder eben häppchenweise fressen. Letzteres ist für die Katze als Häppchenfresser nicht nur natürlicher, sondern auch gesünder.
Und genau das fördern wir, indem wir der Katze nicht gleich ein riesiges Buffet vorsetzen, sondern kleine Tellerchen zwischen denen sie immer wieder innehalten muss. Das hilft übrigens auch, damit die Katze selbst ein gesundes Sättigungsgefühl entwickeln kann.
Es muss nicht immer gekauft sein: Intelligenzspiele für die Katze selber machen
Egal, für welches Schwierigkeitslevel: Intelligenzspielzeuge kannst du ganz individuell selbst für deine Katze basteln. Ob das nun ein leerer Eierkarton, eine Schuhschachtel mit Toilettenpapierrollen, ein Snack-Spender oder ein aufwändiges Fummelbrett ist: oft brauchst du nur ein wenig Kreativität.
Auch eine leere Tasse kann – mit Leckerchen befüllt – eine tolle Herausforderung für Anfängerkatzen sein. Umgedrehte (leere) Joghurtbecher, sind da schon eine Nummer schwieriger. Ein großer Karton voll mit Zeitungsschnippseln – oder Heu – lädt gleichzeitig zum Fummeln, Schnüffeln und Augen-Aufhalten ein.
Kopfarbeit für Anfängerkatzen
Möchtest du deiner Katze zum ersten Mal ein wenig Kopfarbeit gönnen, solltest du ganz einfach beginnen. Deine Katze sollte sich nicht großartig anstrengen müssen. Das bedeutet: Das Schwierigkeitslevel des Spielzeugs ist niedrig und du zeigst deiner Katze genau, was sie tun soll. Sie soll die neue Entertainmentmöglichkeit ja erstmal kennenlernen und im besten Fall als bereichernd einspeichern dürfen.
Meine Empfehlungen für Anfängerkatzen sind beispielsweise
- Snackbälle oder -rollen (Beispiel: „Trixie Snack Roll“ oder „Doc and Phoebe“ Hunting Feeder)
- Standfeste Tassen oder große Kartons mit Leckerchen
- Kleine Mengen Heu, Laub zum Schnüffeln
- Katzenminze, Baldrian, Lavendel oder Rosenduft auf ein Tuch getupft (Tuch abseits der Katze auf den Boden legen)
- Vogelgezwitscher, Katzenschnurren oder menschliches „Gesprächsmurmeln“ als leise Hintergrundgeräusche
Bitte steigere das Schwierigkeitslevel erst, wenn du merkst, dass deine Katze wirklich Interesse hat und in der Lage ist, verschiedene Problemlösungsstrategien zu erarbeiten. Zu schnelles Steigern führt zu Überforderung, Frust und macht keinen Spaß!
Hat deine Katze Vorlieben bei der Kopfarbeit? Hast du Ideen für uns, die wir deiner Meinung nach unbedingt mal ausprobieren sollten?
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!