Mobbing unter Katzen: tägliche Hölle in den eigenen vier Wänden

Auch im Katzenhaushalt kann Mobbing entstehen. Ursächliche Faktoren dafür gibt es viele. Die Grenze zwischen normalen Spielverhalten und handfestem Mobbing sind fließend und abhängig von den Charakteren der zusammenlebenden Katzen. Wird eine Katze von ihren Mitkatzen ständig angegriffen, verfolgt und bedrängt, ist es für sie eine unerträgliche Situation mit wenig Lebensqualität. Mobbing kann sich auf die Gesundheit der Katze auswirken, seelische und körperliche Krankheiten zur Folge haben. Wichtig ist es, Mobbing nicht zu ignorieren, um allen Beteiligten ein erträgliches Zusammenleben zu ermöglichen.

Mobbing entsteht durch Ungleichgewichte und Haltungsbedingungen

Die Entstehung von Mobbing geht in der Regel auf Ungleichgewichte im Katzenhaushalt zurück. Zum Beispiel dann, wenn eine Katze geschwächt oder krank ist – und die andere(n) nicht. Oder wenn eine Katze eher unsicher und ängstlich, die andere(n) aber draufgängerisch sind. Charakter und Gesundheitszustand sind jedoch nur eine Seite der Medaille – denn häufig kommen noch nicht ganz optimale Haltungsbedingungen hinzu und zünden das Pulverfass.

So ist zum Beispiel Langeweile ein häufiger Zündfunke für Mobbing: sind Katzen unterfordert, suchen sie sich Beschäftigung. Und die kann darin bestehen, die Mitkatze zu drangsalieren. Anfangs noch harmlos, merkt die mobbende Katze schnell, dass sie sich selbst Unterhaltung verschaffen kann und die Mitkatze gar nicht anders kann als mitzumachen. Die Folge davon kann eine Mitkatze sein, die schon beim Anblick des Mobbers schreit und völlig verängstigt ist – oder dauerhaft auf dem Schrank oder unter dem Bett wohnt.

Auch zu wenig Toiletten bzw. ungünstige Standorte für die Toiletten können Mobbing anfachen: die gemobbte Katze hat keine Möglichkeit, in Ruhe ihren Toilettengang zu erledigen – und die Mobberkatze weiß ganz genau, wo ihr Opfer täglich mehrmals anzutreffen ist. Daraus können sich auch weitere Probleme ergeben: zum Beispiel Unsauberkeit und Blasenentzündungen bei der gemobbten Katze.

Sind nicht alle Katzen im Haushalt kastriert, kann auch das ein Grund für Mobbing sein. Zwar haben Katzen keine feste Rangordnung, jedoch haben kastrierte Tiere insgesamt einen niedrigeren sozialen Rang als potente Tiere. Auch eine sehr große Altersspanne kann bei Katzen zum Problem werden: junge Tiere sind energiegeladen, wollen etwas erleben und sich körperlich auspowern – alte Katzen dagegen brauchen auch öfter einmal Ruhephasen. Hat die junge Katze entdeckt, dass sich die alte Katze kaum wehrt, kann sie zum unfreiwilligen Spielzeug werden.

Stress und Krankheit sind Folgen von Mobbing

Die gemobbte Katze hat dauerhaften Stress – auch dann, wenn sie bewusst fast den ganzen Tag an ihrem sicheren Platz verbringt. Denn sie ist gezwungen, ihn täglich mehrmals zu verlassen. Schließlich muss sie fressen und auf die Toilette. Und dabei muss sie ständig auf der Hut sein, denn sie weiß, dass ihr Angreifer immer in der Nähe sein könnte, sie jederzeit angreifen könnte – doch wann, von wo, wie heftig wird es dieses Mal sein? In ganz schlimmen Fällen wird sie jedoch ihr sicheres Versteck auch dafür nicht mehr verlassen – spätestens dann wird es auch für den Menschen unangenehm.

Das Mobbingopfer ist dauerhaft im Überlebensmodus: alle Bedürfnisse und Körperfunktionen werden auf das Nötigste reduziert. Erholsamer Schlaf, Entspannung und Spiel gehören nicht dazu. Langfristige Folge davon ist ein erhöhtes Risiko für Krankheiten: Blasenentzündungen sind dann ein typisches Krankheitsbild. Aber auch Durchfall, Erbrechen und Hautprobleme können auftreten. Durch das geschwächte Immunsystem heilen Wunden und Krankheiten schlechter und die Katze ist anfälliger für Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Parasiten.

Noch Spiel oder schon Mobbing?

Manche Katzen – und besonders viele Kater – spielen sehr ruppig miteinander. Da kann es schonmal Faucher, Quieker und den einen oder anderen herzhaften Biss geben. Entscheidend ist jedoch, dass nicht nur immer eine Katze unterliegt und ihr Gegenüber respektiert, wenn es ihr zu viel wird. Das Spiel hört auf, wenn eine der Katzen deutlich signalisert, dass sie genug hat.

Es gibt beim Spiel keine Verfolgungsjagden, die in Ecken enden, aus denen eine Katze nicht mehr hinausgelassen wird. Beim Spiel gibt es auch keine Katze, die so verzweifelt ist, dass die Urin oder Kot verliert. Wird eine Katze ständig von den anderen verfolgt, kann nicht mehr in Ruhe fressen, auf die Toilette gehen oder spielen, so ist ein Eingreifen durch den Menschen nötig. Die Grenzen der unterlegenen Katze, die sie durch Lautäußerungen und Körpersprache (Fauchen, Brummen, Hiebe) setzt, werden beim Mobbing durch die anderen Katzen vollkommen ignoriert. In jeder erdenklichen Situation bekommt sie “eins drauf”.

Spiel und Mobbing unterscheiden sich also durch Körpersprache, Lautäußerungen, Intensität, (fehlende) Wechselseitigkeit und Häufigkeit.

Probleme in der Katze-Kater Konstellation

In der Regel ist das Spielverhalten von Katern und Katzen unterschiedlich: so spielen Katzen meist eher mit Objekten und beim Spiel mit anderen Katzen weniger körperbetont. Kater hingegen rangeln oft heftig, beißen im Spiel auch mal kräftiger zu und “kloppen” sich mit Leidenschaft. Hier zeigen sich auch die verschiedenen natürlichen Lebensweisen beider Geschlechter: während Katzen vor allem mit der Jagd und Versorgung des Nachwuchses beschäftigt sind, sind Kater eher auf Auseinandersetzungen und Revierkämpfe “spezialisiert”. Das Spielverhalten kann jedoch auch ganz umgekehrt sein – das ist abhängig von den Charakteren der individuellen Tiere.

Leben nun so eine zurückhaltende Katze und ein draufgängerischer Kater zusammen, ergeben sich daraus oft Probleme. Und zwar besonders dann, wenn das draufgängerische Tier nicht genug Beschäftigung ausserhalb der Interaktion zwischen den Katzen hat. Ist der draufgängerische Part unterfordert und hat Langeweile, ist der zurückhaltende Part oft “Spielzeug” und “Punchingball”. Die überschüssige Energie wird an der unterlegenen Katze abgebaut.

Der Kater ist unterfordert, die Katze überfordert. Und je mehr die Katze auf die Angriffe reagiert, umso lohnender sind sie für den Kater. Schließlich hat er das Bedürfnis zu raufen und er bekommt gleichzeitig noch unterhaltsame Reaktion der Gegenseite. Ist die Katze schon verschüchtert, wird sie beim Anblick des Katers defensiv reagieren und vielleicht sogar flüchten – für den Kater geradezu eine Aufforderung, mal wieder eine ordentliche Rauferei vom Zaun zu brechen.

Es ist Aufgabe des Menschen, diesen Kreislauf zu duchbrechen!

Was kann ich gegen Mobbing zwischen Katzen tun?

Da die Ursachen für Mobbing vielfältig sind, sind es auch die Lösungsansätze. Ihnen allein gemein ist jedoch der erste Schritt: eine gründliche tierärztliche Untersuchung aller beteiligten Katzen. Denn nicht selten sind Mobbingopfer oder sogar Mobberkatze krank und zeigen ihr Verhalten aus diesem Grund! Auch die Kastration aller beteiligten Tiere bringt oft Ruhe in den Haushalt.

Der nächste Schritt sollte es sein, die eigenen Haltungsbedingungen zu analysieren und gegebenenfalls zu verbessern: mehr sichere Rückzugsorte mit mehreren Auf- und Abstiegsmöglichkeiten, mehr Toiletten an unterschiedlichen Standorten und auch mehr Beschäftigung für alle Katzen – körperlich und geistig! Auch die Futterplätze sollten an unterschiedlichen ruhigen und gut überblickbaren Stellen platziert sein.

Möglich wäre auch ein Rückzugsraum nur für die gemobbte Katze. Der Zutritt dazu kann durch eine Chip-Katzenklappe geregelt sein. So kann die Katze jederzeit nach Belieben ihren sicheren Ort aufsuchen. Sie sollte dort alles vorfinden, was sie braucht: Futter, Kratzmöglichkeiten, Toiletten. Im normalen Alltag wird sie durch Spiel gefördert und Angriffsversuche frühzeitig unterbrochen. Ziel muss sein, dass sie ihren Rückzugsraum nur noch in Ausnahmefällen aufsuchen muss, um ein bisschen Mut und Ruhe zu tanken.

Es braucht dauerhafte Veränderungen im Mobbinghaushalt, beide Parteien müssen in ihren Bedürfnissen unterstützt werden – und zwar auf eine Art und Weise, die beiden gerecht wird.

Trennung/Abgabe einer Katze?

In schlimmen Fällen von Mobbing ist die Trennung oder Abgabe einer Katze unumgänglich, damit auf Dauer alle Tiere körperlich und seelisch gesund bleiben. Nicht immer ist dies allerdings notwendig. Wenn man gezielt mit beiden Parteien arbeitet, ihnen genügend Beschäftigung, Zuwendung und Ansprache zuteil werden lässt, kann ein harmonisches Zusammenleben in der alten Konstellation möglich sein.

Ist das Verhaltensmuster des Mobbings allerdings nicht mehr zu unterbrechen, so sollte man zum Wohl der Katzen über eine Abgabe nachdenken. Eine der Katzen auf Dauer auf einen Raum zu beschränken ist nicht artgerecht! Von welcher Katze man sich letztlich trennt, hängt vor allem mit ihrem Alter, ihrer Gesundheit, ihrem Charakter und der Anbindung in der Katzengruppe zusammen.

Eine kranke, alte Katze wird beispielsweise weniger schnell einen geeigneten Platz finden. Ein junges, gesundes Tier dagegen schon. Ist eine der Katzen in der Gruppe besonders integriert, so könnte sie durch die Trennung seelische Schäden davon tragen. Wenn man über die Abgabe eines Tieres nachdenkt, so sollte man vor allem Wert darauf legen, dass ihr neues Zuhause zu ihren Bedürfnissen und Charaktereigenschaften passt. Eine vorschnelle Entscheidung, nur damit “Ruhe herrscht”, ist nicht tiergerecht!

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