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Artgerechte Haltung von Katzen besteht aus vielen Puzzleteilen
Wer Katzen hält, muss ihre Bedürfnisse erfüllen. Und das möglichst katzengerecht. Andernfalls wird sich die Katze selbst Möglichkeiten suchen, ihre Instinkte auszuleben – oft auf eine Art, die dem Menschen wenig gefällt. Darum sind Sozialkontakte, ein katzengerechtes Zuhause und regelmäßige Gesundheitsvorsorge ebenso wichtig wie Füttern, Spielen und Katzenklo-Reinigen.
Wohnungshaltung, Freigang oder gesicherter Freilauf?
Die Frage nach der passenden Haltungsform für die eigene Katze ist kompliziert. Denn viele Punkte beeinflussen eine Antwort darauf: die eigene Wohnumgebung ebenso wie Charakter, Alter und Gesundheitszustand der Katze. Im Freigang ist sie nicht nur unzähligen Gefahren ausgesetzt, die Katze ist selbst auch eine Gefahr für andere Tiere. Dabei ersetzt der Freigang auch nicht die Pflicht, sich täglich mit der Katze zu beschäftigen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen.
In der reinen Wohnungshaltung ist die Katze zwar sicherer, braucht aber auch deutlich mehr Beschäftigung. Sonst könnte sie depressiv oder verhaltensauffällig werden. Der gesicherte Freilauf – etwa an der Leine oder im eingezäunten Garten – bildet eine Zwischenlösung zwischen reiner Wohnungshaltung und ungesichertem Freigang. Für alle Haltungsformen jedoch gilt: Kastration, Kennzeichnung ( + Registrierung) und – mindestens – eine abgeschlossene Grundimmunisierung dienen dem Wohle der Katze.
Tägliches Pflichtprogramm: Füttern, Pflegen, Reinigen, Spielen & mehr
Die täglichen Pflichten im Katzenhaushalt sind vielfältig:
- Drei bis fünf kleine Fütterungen
- Reinigung von Wasser- und Fressnäpfen, sowie Katzentoilette(n)
- Mindestens eine halbe Stunde (passendes) Spiel pro Katze
Bei Bedarf kommen noch Medikamentengaben und Pflegeroutinen hinzu – zum Beispiel Bürsten und Krallen schneiden.
Auch die gewaltfreie Erziehung der Katze ist ein täglich wiederkehrendes Thema: Und zwar ohne Strafen und unangenehme Dinge. Besser eignen sich positive Reize, Alternativangebote für unerwünschtes Verhalten und eine katzengerechte Wohnungseinrichtung.
Auch Sozialkontakte und Zuwendung sind wichtige Teile des Alltags
Sowohl Mitkatzen als auch Menschen sind wichtige Sozialkontakte für Katzen. So sollten soziale Katzen unbedingt mit einer zu ihnen passenden Partnerkatze zusammenleben dürfen. Dabei bleibt der Mensch im Einzel- wie auch im Mehrkatzenhaushalt wichtiger Ansprechpartner: Er füttert und spielt nicht nur, sondern gibt ihr auch wichtigen emotionalen Halt. Kuscheln, Aufmerksamkeit und Zuwendung sollten Teil des Alltags sein. Auch für scheue Katzen kann dies – vorsichtig dosiert – ein Stück Wohlbefinden bedeuten.
Das Ignorieren emotionaler Bedürfnisse der Katze kann auf Dauer leider viele Probleme mit sich bringen.
Das Zuhause auf die Bedürfnisse der Katze abstimmen
Katzen brauchen gewisses Zubehör, um ihre Instinkte und Bedürfnisse zuhause auszuleben. Aber bitte nicht „irgendein Napf“, „irgendeine Katzentoilette“ oder „irgendein Kratzbaum“! Wer diese Dinge nur nach menschlichem Geschmack auswählt, erfüllt nur selten die kätzischen Bedürfnisse. Mäkeliges Fressen, Unsauberkeit und zerkratze Tapeten oder Möbel sind häufige Folgen.
Denn auch wenn die Farbe ihres Zubehörs den meisten Katzen egal ist, sind es Größe, Bauart und Standort nicht. Leider berücksichtigt handelsübliches Katzenzubehör all diese wichtigen Punkte nur extrem selten.
Zusätzlich zum katzengerechten Zubehör sind auch drei weitere Punkte im Katzenhaushalt unbedingt wichtig:
- Ein gemütlicher, freier Fensterplatz zum Beobachten der Außenwelt
- Erhöhte und ruhige Rückzugsorte, an denen die Katze nicht gestört wird – aber gleichzeitig alles im Blick behalten kann
- Sicherheit auch bei Fenstern, Balkonen, Heizungen und der Pflanzenauswahl bedenken
Grenzen und Bedürfnisse respektieren
Die Katze ist – wie auch wir Menschen – ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, Vorlieben und Abneigungen. Im Umgang mit ihr bestimmt sie ihre Grenzen selbst: möchte sie momentan kuscheln oder lieber in Ruhe gelassen werden? Diese Grenzen sollten wir respektieren! Das bedeutet, dass die Katze nicht gestört wird, wenn sie ruht, frisst oder ihren Toilettengang erledigt. Zieht sie sich zurück oder verkriecht sich sogar, sollte sie nicht zwangsweise aus ihrem Versteck herausgezogen werden.
Es gilt: sucht die Katze von sich aus Kontakt, darf sie gestreichelt werden. Geht sie oder zeigt Anzeichen für Abneigung (angelegte Ohren, schlagender Schwanz, weggedrehter Kopf), lassen wir sie in Ruhe.
Erziehung: Alternativen und positive Erlebnisse statt Strafen
Katzen zeigen manchmal unerwünschtes Verhalten: ob Tapetenkratzen, auf dem Tisch laufen oder spielen mit der Deko. Statt sie dafür zu bestrafen, ist es zielführender und tiergerechter, ihr katzengerechte Alternativen anzubieten und sie zu belohnen, wenn sie sie nutzt. Denn tatsächlich sind Strafen einerseits kontraproduktiv (sie zerstören Vertrauen), haben andererseits aber auch keinen langfristigen Lerneffekt.
Schließlich steckt hinter jedem unerwünschten Verhalten auch ein bestimmtes Bedürfnis, das die Katze ausleben möchte oder muss. Diese Bedürfnisse lassen sich nicht „wegstrafen“. Strafen zeigen der Katze aber nicht, was sie darf und wie sie ihre Bedürfnisse sonst erfüllen kann. Und weil Stresshormone das Lernzentrum im Gehirn blockieren, kann die Katze langfristig nicht einmal „einspeichern“, dass etwas Bestimmtes nicht erlaubt ist. Was sie aber einspeichert, ist, dass ihr Mensch manchmal völlig unvorhergesehen böse wird. Ist dazu noch das Timing der Bestrafung schlecht, versteht die Katze noch nicht einmal den Zusammenhang mit ihrem Verhalten.
Regelmäßige Gesundheitsvorsorge ist ein Muss
Katzen können im Lauf ihres Lebens eine Vielzahl an Krankheiten bekommen. Dabei sind viele von ihnen – besonders im Frühstadium – nach außen hin nicht sichtbar. Da Katzen Schmerz und Unwohlsein lange verstecken ist es oft nicht leicht, Krankheitssymptome rechtzeitig zu erkennen. Dies ist aber bei vielen Krankheiten ungemein wichtig: je eher eine Krankheit entdeckt wird, umso erfolgreicher kann sie behandelt werden.
Aus diesem Grund macht es Sinn, Katzen regelmäßig tierärztlich untersuchen zu lassen. Und zwar auch dann, wenn kein akuter Krankheitsverdacht besteht. So sollten Kitten und erwachsene Katzen jährlich und Katzen ab acht Jahren halbjährlich einem Gesundheits-Check unterzogen werden.
Um der Katze den damit verbundenen Stress so erträglich wie möglich zu machen, bietet sich frühzeitiges Tierarzttraining an. Das erleichtert allen Beteiligten – Katze, tierärztlichem Personal und Halter*in – die Behandlung der Katze.