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Eifersüchtige Katze? Bitte nicht vermenschlichen, sondern Probleme lösen!
Eifersucht, Neid oder doch etwas Anderes? Keiner weiß es!
Generell ist es schwierig zu sagen, ob hinter diesem Verhalten wirklich Eifersucht steckt – oder andere (komplexe) Gefühle wie etwa Neid. Denn selbst durch Studien und Untersuchungen können Forschende nur herausfinden, wie etwas nach außen wirkt. Und nicht, welche Motivation sich wirklich hinter einem Verhalten verbirgt.
Zusätzlich gibt es nur wenige Untersuchungen an der Katze zu diesem Thema. Beim Hund sind es etwas mehr, allerdings zeigt sich, dass Katzen in diesem Bereich etwas anders reagieren. So zeigen sie im Gegensatz zum Hund in der Regel nur aufmerksamkeitsforderndes Verhalten, aber kein so stark ausgeprägtes Abwehrverhalten gegen Rivalen. Auch einige andere Punkte, die die Definition "Eifersucht" mit sich bringt, sind bei der Katze nicht gegeben.
Letztlich steckt die Auseinandersetzung mit diesem Thema bei der Katze aber insgesamt noch in den Kinderschuhen. So sind belastbare Interpretationen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich möglich.
Der Gedanke der Eifersucht behindert Lösungsansätze
Es kann also allein schon aus diesem Grund Sinn machen, sich nicht zu sehr auf die Erklärung der Eifersucht zu versteifen. Aber auch ein anderer wichtiger Punkt trägt dazu bei, dass diese Interpretation keinem der beteiligten Lebewesen hilft: Einerseits markiert sie eine gewisse "Endstation" ("Die Katze ist halt so") – Andererseits schiebt sie Schuld und Verantwortung auf die verunsicherte Katze ("Die reagiert immer so über!"). Sie bringt vor allem einen sehr negativen Blick auf die Katze.
All das blockiert – genau wie das Vorurteil des Protestpinkelns – katzengerechte Lösungsansätze.
Streichen wir die "Eifersucht-Interpretation" aus unserem Kopf und ersetzen sie durch den Gedanken der Verunsicherung, bleibt unser Kopf frei für Verständnis. Verständnis für vielleicht nicht befriedigte Bedürfnisse, für Verunsicherung und auch für die Tatsache, dass wir der Katze helfen können. Schließlich ziehen Katzen Sicherheit aus Routinen, neue Mitbewohner können diese durcheinander bringen und dadurch Stress verursachen.
Veränderungen verursachen Stress – Stress kann krank machen
Wie stark die eigene Katze diesen Stress empfindet und nach außen trägt, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen beispielsweise ihr Charakter, vergangene Erfahrungen und ihre Bindung zu uns als Bezugsperson. Auch die Art der Gewöhnung an den neuen Mitbewohner trägt entscheidend dazu bei.
So gibt es Katzen, die auf Veränderungen mit kurzfristigem Rückzug reagieren und sich schnell an die neue Lebenssituation gewöhnen. Manche Tiere allerdings können davon ernsthaft körperlich krank werden – und das dauerhaft. Verdauungsprobleme wie Durchfall und Erbrechen, Blasenentzündungen oder zwanghaftes Kahllecken sind hier nur einige Beispiele. Auch Unsauberkeit und Markierverhalten können daraus resultieren.
Nicht immer sind es nur "unbegründete Gefühle"!
Doch nicht nur körperliche Erkrankungen können hinter einem Verhalten stecken, das wie "Eifersucht“" aussieht. Darum sollten wir unsere Katze nicht nur tierärztlich untersuchen lassen, sondern auch unsere Haltung ehrlich hinterfragen. Denn tatsächlich verändert sich mit dem Einzug eines neuen Menschen oder einer neuen Katze Vieles in unserem Leben. Vielleicht haben wir etwas weniger Zeit oder nehmen es nicht mehr so genau mit den ehemals regelmäßigen Spiel- und Kuschelstunden.
Wir sollten ganz bewusst darauf schauen, dass der neue Mensch oder die neue Katze nicht unsere alleinige Aufmerksamkeit bekommt – und zwar nicht, um "Eifersucht" zu vermeiden, sondern weil auch unsere vorhandene Katze weiterhin Bedürfnisse hat, die wir erfüllen müssen.
Zusätzlich können sich diese Bedürfnisse auch mit neuen Familienmitgliedern verändern: die Katze braucht vielleicht mehr Toiletten, mehr Fressplätze und mehr sichere Rückzugszonen. War die Haltung vorher schon nicht ganz optimal, kann eine kleine Veränderung das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringen: Hat die Katze beispielsweise ihr Klo bisher einigermaßen notgedrungen akzeptiert, kann sich das jetzt ändern.
Individuelle Lösungswege für jede Katze-Mensch-Beziehung ist wichtig
Egal, welche Faktoren zum Verhalten der Katze beitragen: wir müssen hier individuelle Lösungen finden. Diese müssen nicht nur zum Problem passen, sondern auch zu unserer Katze, zu uns als Mensch und zu unseren Lebensumständen. Wie diese aussehen können ist höchst individuell – es gibt kein Patenrezept.
Wichtig ist jedoch, dass wir die Katze mit der neuen Situation nicht einfach alleine lassen. "Ist jetzt so, komm damit klar und stell dich nicht so an" ist der denkbar schlechteste Weg. Er löst keinerlei Probleme. Egal, ob es dabei tatsächlich um so etwas wie Eifersucht geht oder die Katze ganz andere Gründe für ihr Verhalten hat. Denn egal, ob nur eine oder mehrere Beteiligten unter den Veränderungen leiden: wir sollten es ernst nehmen!
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!
Huch, was sind das denn für Experimente / Versuchsaufbauten? Manchmal sind es vielleicht vor allem Psychologen, die dazu neigen, zu viel um die Ecke zu denken – oder Verhaltensweisen schlagwortartig Deutungen aus ihrem Repertoire überzustülpen?
Die gingen also jeweils davon aus, dass Hunde und vielleicht auch Katzen ein Plüschkissen oder – oho! – ein Plüschtier nicht von einem lebendigen Wesen unterscheiden könnten?
Gerade stelle ich mir vor, wie jene Katzen (während die klugen Menschen ihnen gebannt zusahen und ganz viel ganz, ganz wichtiges notierten) in der letzten Phase des Versuchs lange das geliebkoste Plüschdings begutachteten und sich fragten: Was findet der Mensch daran? Ist er scheinträchtig?
Ich wüsste nicht mal, ob der Begriff „Eifersucht“ angebracht wäre, wenn ein Kleinkind z.B. einen Laptop vom Tisch fegte, weil es sich vorher vergeblich um die Aufmerksamkeit seiner daran arbeitenden Bezugsperson bemüht hat: Es wäre doch nicht wirklich „eifersüchtig auf den Laptop“ oder „die Arbeit“ (wie mitunter sogar behauptet wird). Wäre die Bezugsperson nur ignorant damit beschäftigt gewesen, nachdenklich in die Luft zu starren, während um ihre Aufmerksamkeit gerungen worden wäre, hätte das Kind sie vielleicht heftig am Ärmel gezogen, ohne deswegen „eifersüchtig auf ihr Hemd“ zu sein.
Dass jemand eifersüchtig sei, wenn er sein Unbehagen anlässlich einer neu dazukommenden Person in gewohnte Umgebung und Beziehungsgefüge in irgendeiner Form zum Ausdruck bringt, ist ja auch schon eine egozentrische Deutung seitens des beobachtenden Sozialpartners: Mit der Eifersuchtsdeutung geht er einfach davon aus, dass jegliches Verhalten des anderen sich darauf beziehe, wie enorm wichtig er selbst dem anderen sei! Es könnte sogar eine „Projektion“ infolge lauernder Erwartungshaltung sein, psychologisch benannt.;-)
Da wäre eine offenere Herangehensweise vielleicht in vielen Beziehungen angebracht…
Den Ausdruck „Protestpinkeln“ fand ich nie so schlimm. Protest ist ein „Ausdruck von Unzufriedenheit“ und kein Appell an oder sogar Affront gegen jeden, der ihn beobachtet und etwas dabei empfindet.
Bei mehr oder minder korrekter Bezeichung von Verhalten macht es unsere oft gleich mitgemeinte Beurteilung/Wertung meistens noch schwieriger:
Natürlich könnte ich von mir selbst auch behaupten: Ich bin nicht „grundlos oder krankhaft eifersüchtig“, – ich möchte mich nur meiner gewohnten Ressourcen versichern. – Mal von der Psychologenkeule abgesehen: Würden wir von irgendeinem Menschen erwarten, dass er sofort „Hi, super!“ sagt und dann einfach weiterlebt wie bisher, wenn wir ihm von einem Tag auf den anderen einen neuen Mitbewohner in die Gemächer setzten? (Ich muss gestehen, dass es von Kindern seitens Erwachsener manchmal erwartet wird, warum auch immer.)
Und durchaus könnte ich von mir behaupten, dass manche Aufmerksamkeit erzwingenden Aktionen nicht „inakzeptabel asozial“ oder „bloß kindisch trotzig“ oder „fiese Rache“ seien, sondern eigentlich „verzweifelte Hilferufe“.
Wir neigen ja dazu, jeweils auch klären zu wollen: Wer hat womit „Recht oder Unrecht“, ist „Opfer oder Täter“, welches Verhalten ist „angemessen oder unverhältnismäßig“, „fair oder unfair“? – „Wem muss ich Grenzen setzen und wen unterstützen“, fragt sich dringend der selbsternannte Supervisor, während er mit vermuteten Erwartungen alter und auch ihm neuer Mitbewohner wahrscheinlich erst einmal selbst überfordert ist – und sorgt für extra angespannte Atmosphäre…
Eigentlich bin ich meist erstaunt und voll Bewunderung, wie schlicht und unkompliziert Katzen untereinander agieren, während manch Zwischenmenschliches mir große Mühe macht.:-)