Social Media war von Anfang an ein „Nebending“ für mich. Neben Blog/Website und Newsletter wollte ich vor allen Dingen eine Möglichkeit, mich ganz direkt mit meiner Community auszutauschen: sich gegenseitig informieren, gemeinsam lachen und auch mal gemeinsam ärgern oder streiten. Natürlich hatte ich dabei auch den Gedanken im Hinterkopf, Infos über die artgerechte Katzenhaltung einem breiterem Publikum zugänglich zu machen.
Das alles ist seit Jahren nicht mehr wirklich möglich. Dafür werden die unschönen Seiten von social media für mich so extrem deutlich, dass ich mich zurückziehe. Es macht keinen Spaß mehr, es ist Sisyphusarbeit und zieht emotional echt extrem runter. Ich möchte das für mich nicht mehr und mich stattdessen auf Wege konzentrieren, die immer noch Spaß machen.
Ein „Hallo?“ in den leeren Raum – oder: der Tanz mit dem Algorithmus
Als ich 2014 meine Facebookseite ins Leben gerufen habe, war es noch relativ einfach, Menschen zu erreichen. Gut recherchierter, interessanter Inhalt und ein bisschen Humor waren gerne gesehen. Das brachte mir Kommentare, Reaktionen und – kleines, aber stetiges – Wachstum. Im Jahr 2018 kam dann das Instagram-Profil für katzen-fieber.de hinzu und ich merkte schnell, dass mir das nicht ganz so gut liegt. Aber auch hier erreichte ich Menschen und konnte ein klein wenig wachsen. Das reichte mir vollkommen.
Heute siehts ganz anders aus. Die neuesten Empfehlungen zum Pushen des Algorithmus sind mehrmals tägliches Posten und extreme Emotionen (vor allem Wut und Ärger!). Kann ich mit meinem Inhalt nicht umsetzen und möchte ich auch nicht. Damit kann ich mir Wachstum von der Backe schmieren. Und das war lange Zeit für mich in Ordnung, denn meine Community erreichte ich dennoch – zumindest zu Teilen.
Es zeigt sich aber immer mehr, dass ohne diesen Aufwand nicht nur wachsen nicht möglich ist, sondern auch das Erreichen der eigenen Community. Kurz: Postet du nicht mehrmals täglich, bringst die Leute zum Weinen oder Wüten, spielt der Algorithmus deine Inhalte kaum noch jemanden aus. Und das auch nur für sehr kurze Zeit: denn auch die „Haltbarkeit“ von Inhalten ist drastisch reduziert: Früher wurden meine Inhalte auch noch Tage nach dem Posten angezeigt, heute sind es wenige Stunden.
Wer so viel Inhalte produzieren kann und möchte: Hut ab! Für mich ist das nichts.
Spam, Bots, Trolle und menschliche Abgründe
Vor allem auch, weil sich das „Publikum“ stark verändert hat – auch dank vollkommen fehlender Kontroll- oder Sanktionsstrategien. Da ist – vor allem auf Facebook – mittlerweile alles völlig straflos möglich: Menschenverachtende, rassistische Tiraden, Beleidigungen, Bedrohungen und widerliches menschliches Verhalten. Melden bringt nichts, Moderation ist kaum möglich. Teilweise auch, weil sich Spammer, Bots und Trolle breit gemacht haben.
Es ist also nicht nur ein extremer Kampf, die eigene Community zu erreichen – es ist auch ein extrem toxischer Sumpf geworden. Ekelhafte Kommentare wohin das Auge sieht. Für mich ist das nichts – ein Kampf gegen Windmühlen der entscheidend von einem Großkonzern beeinflusst wird, mag ich nicht. Richtig fies ist es aber, dass ich als Seitenbetreiberin mit recht strikten Forderungen an den gemeinsamen Umgang, meine Community nicht mehr vor ekligen Menschen schützen kann. Ich kann Kommentare löschen, die widerlichsten Menschen blocken – aber wenn ich nicht kontinuierlich aufpasse, mogelt sich doch wieder jemand in die Kommentare, der beleidigt, spammt oder sonstwie absichtlich Unruhe stiftet. Das ist ermüdend und ich kann meiner Community so keinen safe space anbieten, ohne 24 Stunden lang online zu sein.
Das Aufwand/Nutzen-Verhältnis ist schlecht (geworden?)
Ich habe immer mal wieder versucht, meine eigenen Strategien zu überdenken und neue Wege zu gehen. In der Hoffnung, ich könnte wieder Kontakte zu meiner alten Community knüpfen. Stattdessen kamen vor allem weniger angenehme Menschen. Die konnte ich lange Zeit ignorieren, weil ich mich an denjenigen orientiert habe, die sich erwachsen verhielten. Tatsächlich ist das auf meinen Kanälen glücklicherweise immer noch die Mehrheit. Aber dennoch trübt es die Stimmung sehr, wenn auch meine Inhalte immer wieder Kommentare auf BILD-Niveau anziehen. Ich weiß nichtmal, ob ich da irgendwem böse sein soll, denn dieser Umgang ist – vor allem auf Facebook – vollkommen zur Normalität geworden.
Dennoch habe ich mir irgendwann die Frage gestellt, ob es das denn Wert ist. Denn, mal aus dem Nähkästchen geplaudert, seit 2012 machen die Zugriffe von social media auf meinen Blog / meine Webseite täglich nicht einmal 10 % aus. Mir ist also schon lange klar, dass die Menschen auf social media meine Inhalte auch fast nur dort konsumieren. Und je mehr ich versuchte, meine Inhalte so zusammenzuschrumpfen, dass sie auch dort erfolgversprechend sind, desto mehr merkte ich, dass ich mich damit nicht wohl fühle.
Ich bin niemand, der einfache Lösungen für einfache Gemüter mit einer Aufmerksamkeitsspanne eines Opossums auf Koks liefern will. Weil die Lösungen für Katzenthemen oft nicht einfach sind. Weil ich genauer hinschauen, individuell betrachten und auch mal Hintergründe erklären ungeheuer wichtig finde. Das ist auf social media schlecht bis gar nicht möglich.
Mein Tag hat nur 24 Stunden – die investiere ich ab sofort dort, wo ich mich noch wohl fühle
Versteht mich nicht falsch: Ich will über diese Entwicklung nicht jammern und möchte für allem auch keine Mitleidsklicks oder Fishing-for-Compliments betreiben. Es ist, wie es ist – ich finds nicht schön, darum verschwinde ich von social media. Ich habe keine Zeit, keine Lust und keine Nerven dazu, weiter zu machen. Stattdessen möchte ich mehr Energie dahin investieren, wo ich noch was erreichen kann: in den Blog, meine Kursen und vor allem in die Betreuung meiner Beratungskund*innen.
Ob oder wann ich jemals wieder zu social media zurück kehre, kann ich nicht sagen. Genau so wenig, ob ich meine Seiten / Profile bestehen lasse oder lösche. Diese Entscheidungen sind mir momentan nicht wichtig genug, um sie zu treffen.
Natürlich bin ich weiterhin per Mail und WhatsApp für euch da. Und im Newsletter halte ich euch 2 mal im Monat auf dem Laufenden. Falls du Interesse daran hast, trag dich ein oder melde dich einfach bei mir.
Ich werde die Kontaktmöglichkeiten in einer Messenger-Autoantwort auf Instagram und Facebook hinterlegen, damit ihr sofort bescheid wisst, wie ihr mich erreicht. Davon abgesehen stelle ich auch den Kontakt über social media ein.

Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!