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scheue/ängstliche Katzen

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 29.11.2014

aufmerksame Katze

© Thomas Beckert / www.pixelio.de

Sind Katzen den Kontakt zu Menschen nicht gewöhnt oder mussten in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen machen, können sie scheu, zurückhaltend und ängstlich werden. Körperliche und psychische Misshandlungen können zu einem großen Vertrauensbruch führen, der erst langfristig, in schlimmen Fällen gar nicht aufgearbeitet werden kann.

Manche Katze fasst im neuen Zuhause oder bei richtiger Handhabung wieder Vertrauen, andere Katzen sind von ihren Traumata derart geschädigt, dass sie sich nie wieder an Menschen heranwagen. Eine gewaltfreie, artgerechte Umgebung, viel Verständnis, eine Menge Geduld und sanfte Überzeugungskraft können helfen, Vertrauen aufzubauen.

Ursachen für ängstliches Verhalten

Kommen Katzen in ein neues Zuhause, eine neue Umwelt und zu fremden Menschen, ist eine gewisse Scheu vollkommen normal. Dies legt sich in der Regel nach den ersten paar Wochen oder Monaten nach dem Einzug. Manche Katzen sind aber von Natur aus zurückhaltender und fassen weniger schnell Vertrauen. Das muss nicht unbedingt an schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit liegen: es ist einfach ihr Naturell.

Hat die Katze allerdings schlechte Erfahrungen in ihrer Vergangenheit gemacht, wurde oft weggegeben oder gar misshandelt, kann es sein, dass ihr Vertrauen zu tief erschüttert ist, um eine normale Bindung zu ihrer Bezugsperson aufzubauen. Es kann sehr lange Zeit dauern, bis sie sich nicht mehr vor menschlichen Annäherungsversuchen ängstigt. Mitunter kann dieser Prozess Jahre dauern, weswegen solche Katzen nur zu Menschen mit einer Menge Geduld und Verständnis ziehen sollten.

Andere Katzen, die nicht in menschlicher Obhut aufgewachsen sind oder nie in menschlicher Fürsorge gelebt haben, können ihr Leben lang unabhängig und nicht richtig zutraulich bleiben.

Umgang mit scheuen oder ängstlichen Katzen

Die wichtigste Regel im Umgang mit scheuen und ängstlichen Katzen ist: "Zeit geben, keinen Druck ausüben und Geduld haben". Die Katze sollte selbst entscheiden können, wann sie sich für bereit hält, den Kontakt zu Menschen aufzubauen. Sich ungeguldig zu zeigen, die Katze zu etwas zu nötigen oder sie gar zu bedrängen kann die Vertrauensbildung um wichtige Schritte zurück werfen.

Sie sollte sichere Rückzugsorte haben, in denen sie unter keinen Umständen gestört wird. Erhöhte Plätze wie Regale und Schränke, Höhlen und dunkle Verstecke können ihr Sicherheit geben. Der Fressplatz und ihre Toilette sollten in der Nähe ihrer liebsten Verstecke aufgestellt werden, damit sichergestellt wird, dass die Katze nicht aus lauter Angst verhungert oder unsauber wird. Auch, wenn es schwerfällt, sollte man die Katze in der ersten Zeit am besten vollkommen ignorieren und so tun, als sei sie gar nicht da. Indem man aber weiterhin den alltäglichen Besorgungen und Arbeiten nachgeht, lernt sie den Tagesrythmus und die Geräuschkulisse ihrer neuen Umgebung kennen.

Sie findet so schnell heraus, wann es "sicher" ist, sich auf die Toilette oder an den Napf zu wagen, ohne gestört zu werden: meist ist dies in der Nacht, wenn alle schlafen und keiner ihr zusieht. Nicht selten passiert es dann, dass sie sich ohne Zwang dazu hinreissen lässt, ein wenig zu spielen und sich ihre Umgebung und die neuen Familienmitglieder anzusehen. Alles natürlich mit einer gewissen Vorsicht und einem "Sicherheitsabstand".

Traut die Katze sich auch am Tage aus ihrem Versteck ist ein wichtiger Schritt getan: sie merkt immer mehr, dass es sicher ist, sich auch tagsüber ohne dauerhaften Schutz umzusehen. Natürlich werden die ersten lauten Geräusche, die ersten ruckartigen, ungewohnten Bewegungen sie zur Flucht bewegen. Aber wenn auch diese Bewegungen und Geräusche für sie normal werden, wird sie sich öfter tagsüber zeigen.

Ab diesem Punkt ist es wichtig, der Katze vor allem die Angst vor Menschen zu nehmen. Kommt sie irgendwann einmal von allein an, fordert Streicheleinheiten oder Leckerchen ein, ist es das Beste, ihre Wünsche wie selbstverständlich zu erfüllen. Zu viel "Brimborium" über ihren ersten Annäherungsversuch könnte sie in ihrem Gedanken bestärken, dass dies etwas Besonderes und Außergewöhnliches ist, wovor man vielleicht Angst haben muss.

scheuen Katzen die Angst nehmen

Katze döst entspannt

© twinlili / www.pixelio.de

Ist die Katze soweit, dass sie -wenn auch unregelmäßig- auch tagsüber ihr Versteck verlässt, um am Familenleben teilzunehmen, sollte ihr Vertrauen weiterhin bestärkt und gefördert werden. Ein guter Tipp ist es, sich neben das Versteck der Katze zu setzen und ihr mit leiser und beruhigender Stimme etwas vorzulesen. So lernt sie den Klang der Stimmen kennen und bemerkt, dass Bewegungen und die Anwesenheit eines Menschen nicht unbedingt immer angsteinflößend sein müssen.

Sich hinzuhocken oder zu setzen sorgt dafür, dass der Größenunterschied zwischen Mensch und Katze mehr in den Hintergrund tritt, denn auch dieser kann für manche Katzen ein Grund zur Furcht sein.

Während der eigenen Abwesenheit Fernseher oder Radio leise eingeschaltet zu lassen, kann ebenfalls dabei helfen, die Katze an menschliche Stimmen zu gewöhnen. Ein weiterer Schritt kann das Anbieten von gemeinsamen Spielstunden zu sein. Ihr natürlicher Jagdinstinkt kann der Katze helfen über "ihren Schatten zu springen". Besonders Spiele mit Katzenangeln sind hierzu geeignet: die Katze muss nicht allzu nah an den Menschen heran und wird ihrer Neugier wohl eher nachgeben.

Verbindet die Katze immer mehr positive Erlebnisse mit dem Menschen (Leckerchen, Streicheleinheiten, Spiele) wird sich im Laufe der Zeit das Vertrauen von selbst einstellen. Man sollte jedoch nie vergessen, dass manche Katzen nie zu "Schmusekatzen" und ihr Leben lang einen gewissen Respekt vor Menschen haben werden. Dies gilt es zu respektieren. Auf die Bedürfnisse, den Charakter und die Wünsche der Katze sollte unbedingt geachtet werden.

mit ängstlichen Katzen zum Tierarzt

Manchmal hat man als Halter leider keine andere Wahl und zu wenig Zeit, die Katze selbst auf sich zukommen zu lassen. Ist die Katze krank, hat sich verletzt oder zeigt extreme Verhaltensauffälligkeiten ist ein Besuch beim Tierarzt unumgänglich. Da kann man manchmal nicht viel Rücksicht auf die Angst der Katze nehmen, sondern muss sie auch unter Zwang zum Tierarzt bringen. Dies kann selbstverständlich zu einem Rückschritt bei dem Aufbau von Vertrauen führen, ist oft aber nicht anders zu regeln.

In diesem Fall kann man dazu übergehen, der Katze ein Beruhigungsmittel vor dem Transport zum Tierarzt zu verabreichen. Viele Tierärzte geben diese dem Halter in Tabletten- oder Tropfenform mit, ohne, dass die Katze dabei sein muss. So kann der Transport und die Untersuchung beim Tierarzt für alle erträglicher gestaltet werden.

Um die Katze überhaupt erst einmal in die Transportbox zu bekommen, empfiehlt es sich, sie ruhig und besonnen in einen kleinen Raum zu führen, aus dem sich nicht heraus kann und in dem sie sich nicht verstecken kann. Ob man nun über die Katze ein Handtuch wirft oder sie mit bloßen Händen einfängt und sie in die Transportbox gibt: so wenig Aufruhr und Hektik wie möglich sollten betrieben werden, um die Katze nicht noch mehr zu ängstigen.

Zur Not muss eine zweite Person bereitstehen, die mit helfender Hand zur Seite steht und schnell und beherzt eingreifen kann. Auch ein guter Tierarzt wird mit ängstlichen Tieren umzugehen wissen. Es gibt spezielle Untersuchungskäfige, mit deren Hilfe er zwar die Untersuchung vollziehen, aber die Katze ihn nicht erreichen kann. So mancher Tierarzt zählt auch spezielle biss- und kratzfeste Handschuhe zu seinem Standardwerkzeug.

Auch während der Untersuchung ist es wichtig, der Katze keine Gewalt anzutun oder sie anzuschreien: ein Tierarzt, der derart verzweifelt und überfordert mit einem ängstlichen Tier umgeht, versteht sein Handwerk nicht und sollte nicht weiter unterstützt werden!


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Buchtipps:
  • "Wenn Katzen Kummer machen", Sabine Schroll, ISBN: 978-3-86127-137-6
  • "wenn meine Katze Probleme macht", Denise Seidl, ISBN: 978-3-440-11399-8