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Ein eigener Katzenwurf? – Glücksspiel auf Kosten aller beteiligten Katzen!

Die eigene Katze ist toll und wunderschön. Warum nicht einen Wurf Kitten mit ihr haben, um süße kleine Kopien von ihr zu bekommen – oder Geld daran zu verdienen? In der Realität sieht diese Idee jedoch leider aus vielen Blickwinkeln nicht mehr so romantisch aus: Kosten von mehreren hundert Euro pro Wurf nur für die absolute Grundversorgung, viel Arbeit und vor allem viel Ungewissheit sind nämlich die andere Seite der Medaille. Und wer mehr als nur die gesundheitliche Grundversorgung leisten will, muss noch viel mehr Geld und Arbeit hineinstecken. Krankheiten, die alle beteiligten Katzen dahinraffen, Sterblichkeit während der Geburt, deformierte oder totgeborene Kitten holen uns unvermittelt dann ganz auf den Boden der Tatsachen zurück.

Und trotz all der Mühe ist eine “Kopie” der eigenen Katze immer noch Wunschdenken – denn so funktioniert Genetik nicht!

Ein Wurf fördert die Entwicklung nicht, kann sie aber unwiederbringlich stören

Weder die körperliche, noch die geistige Entwicklung einer Katze profitieren von Trächtigkeit, Geburt oder Aufzucht. Auch die Hormonumstellung währenddessen führt nicht dazu, dass die Katze “erwachsen” wird. Stattdessen können Komplikationen und negative Erfahrungen während dieser Zeit irreparable Schäden an Körper und Psyche hinterlassen. Auch die Trennung von ihren Kitten belastet so manche Mutterkatze noch Wochen bis Monate danach. Die körperlichen Folgen wie Schäden an Organen, Gewebe und Knochenstruktur bleiben ein Leben lang.

Risiken bestehen bereits ab dem ersten Wurf

Alle Risiken von Paarung, Trächtigkeit, Geburt und Aufzucht bestehen bereits ab dem ersten Wurf: Ob ansteckende Infektionskrankheiten, Notfallkaiserschnitte oder Sterblichkeit während des Geburtsvorgangs. Für die Gesundheit der beteiligten Katzen ist es also unerheblich, ob “nur ein Wurf” oder mehrere geplant sind.

Aussehen & Verhalten: Kitten sind keine Kopie ihrer Elterntiere

Aussehen und Verhalten von Lebewesen wird durch ihren genetischen Bauplan und frühe Erfahrungen geprägt. Deshalb sind Kitten weder in Aussehen, noch Verhalten Ebenbilder ihrer Elterntiere. So können sie beispielsweise wie die Mutterkatze aussehen oder wie der Vaterkater – aber auch wie eine Mischung von beiden oder deren Vorfahren. Selbst, wenn wir mehrere Generationen an Vorfahren kennen, ist es immer noch zum Teil Zufall, wie die Kitten aussehen werden.

Das gilt auch für das Verhalten: Während einige Verhaltenszüge vererbt werden können, sind Charakter, Vorlieben und Abneigungen der Kitten vor allem von dem abhängig, was sie während der ersten Lebenswochen erleben. Aber auch schon im Mutterleid werden die Grundsteine für bestimmte Verhaltenstendenzen gelegt.

All das zeigt, dass der Wunsch nach einem Ebenbild der eigenen Katze nicht mit einem Wurf Kitten Wirklichkeit werden kann.

Wenn das Verhalten der Mutterkatze die Kitten gefährdet

Ist die Mutterkatze sehr jung, unerfahren oder eher ruppig, besteht die Gefahr, dass sie die Kitten verstößt oder nicht gut behandelt. Darunter leidet die Entwicklung der Kitten enorm und kann sie für ihr ganzes Leben lang prägen. Aber auch für den Mensch ist es nicht angenehm, denn die Arbeit der Aufzucht – Säubern und wochenlanges Versorgen der Kitten – sind dann seine Aufgabe.

Abgabe nach der 14ten Lebenswoche verringert das Risiko auf Verhaltensprobleme

Die Mutterkatze ist nicht nur dazu da, die Kitten mit Muttermilch zu versorgen. Sie bringt ihnen auch wichtige Lektionen im Leben bei. Sie dient den Kitten als Beispiel, wie Katzen untereinander oder auch mit dem Menschen umgehen sollten. Oder auch, wie man frisst, eine Katzentoilette oder den Kratzbaum benutzt. Die Kitten lernen durch sie, mit ihren Gefühlen umzugehen, auch einmal Frust auszuhalten und selber Lösungsstrategien für Probleme zu entwickeln.

Das bedeutet einerseits, dass die Kitten lange von der Gegenwart der Mutterkatze profitieren und eine zu frühe Trennung das Risiko auf spätere Verhaltensprobleme – vor allem Ängstlichkeit und Aggression – erhöht. Es bedeutet aber auch, dass die Kitten wenig bzw. “etwas schlechtes” lernen, wenn die Mutterkatze selbst verhaltensauffällig ist. Sie bietet ihnen dann kein “gutes Beispiel”, die Kitten lernen trotzdem von ihr – und wenn es nur “Unfug” ist.

Nicht ohne Voruntersuchung und Gesundheitsvorsorge für alle!

Katzen können sich mit einer Vielzahl von Infektionskrankheiten anstecken. Paarung, Trächtigkeit und Geburt sind dabei häufig einer der Hauptübertragungswege. Bakterien und Viren gehen beim Deckakt auf den Paarungspartner über. Durch Blut, Plazenta und Muttermilch bedrohen sie schließlich das Leben und die Gesundheit der Kitten. Sind Kitten bereits im Mutterleid infiziert, sterben sie häufig qualvoll kurz nach der Geburt. Je nach Stadium der Trächtigkeit versterben sie aber bereits im Mutterleib. Dann ist häufig auch das Leben der Mutterkatze akut bedroht.

Auch so mancher Parasit – z. B. Würmer – wird während der Trächtigkeit an die Kitten weitergegeben. Auch das kann zu Fehlentwicklungen, Deformationen und Totgeburten führen.

Erbkrankheiten: oft ignoriert und trotzdem tödlich!

Außerdem gibt es auch unter Katzen eine ganze Reihe von Erbkrankheiten, zum Beispiel die Herzkrankheit HCM oder die Nierenerkrankung PKD. Sie sind besonders tückisch, denn sie sind häufig nicht sichtbar und sie können an die Kitten weitergegeben werden – auch ohne, dass die Elterntiere (sichtbar) erkrankt sind. Solche Erbkrankheiten brechen häufig erst im Alter von ein bis drei Jahren aus, manchmal auch später. Die Folgen sind schwere gesundheitliche Einschränkungen bis hin zum äußerst schmerzhaften Tod.

Diese Erbkrankheiten können jedoch meist nur mit (wiederholten) speziellen Tests diagnostiziert werden. Teilweise ist dazu auch die lückenlose Untersuchung der Vorfahrenlinie notwendig. Denn nicht jede Krankheit zeigt sich bei jedem Tier, kann aber (versteckt) von jedem Tier an die Nachkommen weitergegeben werden. Bei vielen Katzen jedoch sind die Vorfahren gänzlich unbekannt – und erst recht ihr Gesundheitsstatus. In solchen Fällen ist die Gefahr von Erbkrankheiten für die Kitten schlicht nicht abschätzbar.

Blutgruppenunverträglichkeit: Wenn Kitten von der Muttermilch sterben

Besonders wichtig aber ist es, die Blutgruppen der beiden Elterntiere zu kennen und darauf zu achten, nur kompatible Blutgruppen miteinander zu verpaaren! Denn wenn Katzen mit unpassenden Blutgruppen miteinander verpaart werden, können die Kitten beim Trinken der ersten Muttermilch elendig versterben. In solchen Fällen greifen die Antikörper aus der Muttermilch das Immunsystem der Kitten an und verhindern den Sauerstofftransport. Dementsprechend dürfen Kitten aus solchen Verpaarungen die Erstmilch der Mutterkatze nicht trinken und sind auf Flaschenfütterung angewiesen.

Wenn schon ein Wurf, dann gesundheitlich vorbereitet!

Um den Kitten eine grundlegende Gesundheitsvorsorge zu gewährleisten, sollten mindestens diese Punkte bedacht sein :

  • Blutgruppen beider Elterntiere sollten bekannt sein!
  • wiederholte Untersuchungen auf Erbkrankheiten (z. B. HCM, PKD etc.)
  • Tests auf Infektionskrankheiten wie FeLV, FIV, Erreger des Katzenschnupfen-Komplexes, Katzenseuche
  • Tests auf verschiedene Würmer, Giardien etc.
  • Abstriche aus der Genitalregion beider Elterntiere + anschließende Untersuchung auf Bakterien und Viren
  • Aufgefrischter Impfschutz bei beiden Elterntieren
  • Entwurmung der Mutterkatze vor und während der Trächtigkeit

Finanzielle und emotionale Risiken

Sind Mutterkatze oder Kitten krank, gibt es Komplikationen oder verstirbt eines der Tiere, ist die emotionale Belastung groß: Wer möchte schon gerne sein geliebtes Haustier zu Grabe tragen? Aber selbst wenn alle Tiere gesund und munter sind, können Kitten in den ersten Lebenswochen ganze Wohnungen “umdekorieren”. Ständig auf Sicherheit zu achten, die Kitten vor den eigenen dummen Ideen zu schützen und hinter ihnen her zu putzen, kann an die nervliche Substanz gehen. Denn mit Kitten zu leben ist nicht immer nur süß und niedlich!

Die Ernährung und tierärztliche Versorgung der Mutterkatze während Trächtigkeit, Geburt und Aufzucht ist teuer. Das gilt ebenso für die Versorgung der Kitten in den ersten – mindestens 14! – Lebenswochen bis zu ihrem Auszug: Streu, Futter und Ersatz für beschädigte Möbel und Gegenstände schlagen hier mit mehreren hundert Euro zu Buche. Zusätzlich stehen Impfungen und Entwurmungen auf dem Plan. Auch dabei fallen pro Kitten etwa 100 – 200 € an.

Die Kosten für Kaiserschnitt und notwendige Operationen oder Notfallbehandlungen an den Kitten reichen bis in die Tausende. Ein großes finanzielles Polster ist bei einem eigenen Wurf Kitten also Grundvoraussetzung, damit die Tiere im Notfall nicht leiden müssen.

Sozialisierungsphasen: viel Verantwortung auch für den Menschen

Junge Kitten erleben in ihrem ersten Lebenswochen zwei grundlegend wichtige Sozialisierungsphasen. In diesen Zeitspannen lernen sie Lektionen für das ganze Leben. Der Umgang mit Menschen, anderen Katzen und den eigenen Gefühlen ist Teil davon. Die Kitten lernen aber auch, welche Geräusche, Berührungen und Situationen gefährlich doer ungefährlich sind. Alles, was sie in dieser Zeit kennenlernen – oder eben nicht – wirkt sich auf ihr gesamtes Leben auf. Wie vielfältiger zu behüteter die Aufzucht verläuft, umso leichter haben es Kitten und ihre zukünftigen Menschen in Zukunft.

Das bedeutet aber auch, dass negative Erfahrungen oder ein Mangel an Erfahrungen in dieser Lebensphase besonders starken Einfluss haben! Alles, was die Kitten dann nicht lernen, lernen sie später schwerer oder gar nicht. Ängste, “schlechte Angewohnheiten” oder “Verhaltensauffälligkeiten” festigen sich in den ersten Lebenswochen und sind später nur mit Aufwand aufzulösen.

Die Natur ist grausam: Deformierungen, Totgeburten & angefressene Kitten

Die Natur hat ihre eigenen Gesetze. Leichte Geburten, Überleben für alle und ein schöner Anblick sind nicht ihr Ziel. So sterben jedes Jahr unzählige Katzen während Trächtigkeit, Geburt und Aufzucht. Auch Kitten sterben qualvoll in den ersten Lebenstagen bis -monaten: Verschnupft, lebensgefährlich infiziert oder mit fehlenden Gliedmaßen ist auch Natur!

Selbst die beste Gesundheitsvorsorge und Wissen um Genetik können Totgeburten Deformationen an Kitten nicht ganz verhindern. Fehlende oder deformierte Gliedmaßen, offene Gaumen oder Rücken sind leider keine Seltenheit. In manchen Fällen ist die Lebensqualität solcher Kitten stark eingeschränkt, sodass sie eingeschläfert werden müssen oder versterben. In vielen anderen Fällen jedoch können Kitten mit kleineren Deformationen gut leben, brauchen anfangs allerdings etwas zusätzliche Förderung.

In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass die Mutterkatze ihre Kitten bei lebendigem Leibe auf- oder anfrisst. Das kommt besonders bei jungen oder überforderten Mutterkatzen vor – oder dann, wenn die Kitten krank sind.

Potentiell kranke Kitten: Keiner weiß, was drinsteckt!

Ohne wiederholte Tests auf Erb-, Infektionskrankheiten und Parasiten ist der Gesundheitszustand der Kitten völlig unbekannt. So können sie Parasiten, Bakterien oder Viren mit ins neue Zuhause bringen – oder nach einer langen und teueren Tierarztodyssee aufgrund von Erbkrankheiten versterben. Vielleicht haben sie auch “nur” ein unterentwickeltes oder geschädigtes Immunsystem – klar ist: Niemand kann wissen, was in ihnen steckt, wie lange sie gesund bleiben und wie hoch ihre Lebenserwartung ist.

Das gleiche gilt für ihr Verhalten: wurden sie in den ersten Lebenswochen durch Mutterkatze und Mensch nicht ausreichend gefördert oder zu früh von Mutterkatze und Geschwistern getrennt, sind sie oft nicht gerade umgänglich. Unsauberkeit, Tapeten- und Möbelkratzen, Beißen in Hände und Füße sind dann keine Seltenheit.

Sind sich die Abnehmer der Kitten dieser Risiken nicht bewusst, kann das eine unschöne Überraschung werden! So manche zwischenmenschliche Beziehung ist schon daran zerbrochen, dass schlimm kranke oder “verhaltensgestörte” Kitten im Freundes-, Familien- oder Bekanntenkreis vermittelt wurden!

Pflegestelle sein: Katzengeburt erleben & gleichzeitig Gutes tun

Der Wunsch, eine Katzengeburt “live” zu erleben und Kitten bei ihrer Entwicklung zu begleiten ist durchaus nachvollziehbar. Kitten sind niedlich anzuschauen, interessant und eine Aufzucht kann sehr lehrreich sein. Hat man sich jedoch dazu entschieden, sein Tier lieber zu kastrieren statt einen Wurf zu produzieren, hat man trotzdem noch die Möglichkeit, dieses kleine Wunder hautnah zu erleben.

Leider gibt es viel zu häufig ausgesetzte und abgeschobene trächtige Katzenmütter auf Pflegestellen und im Tierheim, deren Betreuung gesichert werden muss. Diese Tiere sind schwer zu vermitteln und nicht jedes Tierheim hat die Möglichkeit, sich eingehend und intensiv um jedes einzelne Tier zu kümmern. Hat man bereits ein wenig Vorwissen und den Willen, die Verantwortung zu tragen, kann man sich anbieten, der Katze durch diese schwere und anstrengende Zeit zu helfen.

Man selbst lernt eine Menge über die Vorgänge einer Katzengeburt und Kittenaufzucht und hat zusätzlich noch etwas Gutes für den Tierschutz getan. Statt also selber undurchdacht zu vermehren, kann man Tieren helfen, die keine Wahl (mehr) haben. Eine bessere Motivation sollte es für einen wirklich tierlieben Menschen nicht geben…

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