Freigang für Katzen: große Freiheit mit vielen Gefahren

Freigang bedeutet für Katzen, sich nach Belieben draußen aufzuhalten und den eigenen Bedürfnissen nachzugehen – und zwar genau dann und so lange sie selbst es wollen. Gleichzeitig birgt er viele Gefahren: von Autos, über Revierkämpfen und Infektionskrankheiten bis hin zu Misshandlungen durch Menschenhand. Die andere Seite der Medaille ist, dass unsere Katzen ebenso eine Gefahr für andere Lebewesen darstellen: Unzählige Beutetiere (geschützte Arten oder nicht) werden jedes Zahl durch Freigängerkatzen getötet.

Die Katze als einziges Haustier mit Freigang-Privilegien

Freigang: Nicht für jede Katze und Umgebung geeignet

Ob es sinnvoll ist, der eigenen Katze Freigang zu gewähren, hängt von vielen Faktoren ab: zum Beispiel von der eigenen Wohnumgebung. Aber auch Charakter, Alter und Gesundheitszustand der Katze spielen hier eine Rolle. Ist die Katze beispielsweise körperlich eingeschränkt, blind oder taub, ist die Gefahr draußen für sie noch größer als ohnehin schon. Auch dann, wenn sie an Infektionskrankheiten (z. B. FIV oder FelV) leidet oder regelmäßig zu bestimmten Uhrzeiten Medikamente braucht, ist es besser sie im Haus zu behalten.

Kitten im Alter von unter einem Jahr verhalten sich in der Regel zu verspielt und unerfahren, um Gefahren richtig einzuschätzen. Außerdem sind sie anderen Katzen körperlich nicht gewachsen: Es fällt ihnen schwer, sich bei Revierkämpfen ausreichend zu wehren. Davon abgesehen sollten Katzen sowieso frühestens dann in den Freigang, wenn sie kastriert sind.

Auch bei sehr vertrauenswürdigen und menschenbezogenen Tiere könnten sich im Freigang Probleme ergeben. Das Risiko, dass sie einfach mitgenommen werden oder Gefahren falsch einschätzen, ist groß. Weil sie auch oft den Menschen in der Nachbarschaft gegenüber aufgeschlossen bis aufdringlich verhalten, kann das zu Nachbarschaftsproblemen führen: Nicht jeder mag es, wenn fremde Katzen regelmäßig ungefragt in der eigenen Wohnung zu Besuch sind. Das Gegenteil könnte ebenso problematisch sein: aus falsch verstandener Tierliebe füttern viele Menschen freilaufende Katzen an oder wollen sie sogar ganz behalten.

Es versteht sich von selbst, dass Wohnlagen mitten in größeren Städten oder in der Nähe größerer Straßen keine sichere Umgebung für Freigängerkatzen sind. Aber auch sehr ländliche Gebiete halten ihre ganz eigenen Gefahren für die Katze bereit.

Gesicherter Freilauf & Leinengang als Alternativen zum Freigang

Wer der eigenen Katze ein Stück Freiheit geben möchte, muss sie nicht zwingend in den ungesicherten Freigang entlassen. Auch abgesicherte Terrassen, Gärten und Gehege bieten Bewegungsfreiheit – sind aber gleichzeitig deutlich sicherer. Eine katzensichere Lösung bedeutet aber Aufwand und Kosten: Alle Lücken in Zäunen müssen geschlossen und auch in der Höhe sollten Garten oder Gehege gegen Überklettern gesichert sein. Schließlich können Katzen aus dem Stand bis zu zwei Meter hoch springen und schlüpfen dank flexiblem Schlüsselbein durch die schmalsten Durchgänge.

Überkletterschutz durch nach innen gerichtete schräge Winkel oder runde Rohre am oberen Ende von Zäunen eignen sich hierzu gut. Auch ein spezieller Weidezaun mit niedriger Stromstärke extra für Tiere kann Katzen vom Klettern an Zäunen und Palisaden abhalten. Zusätzlich verhindern Baumschutzkragen, dass die Katze Bäume als Fluchthilfe nutzt. Drahtverstärkte und bissfeste Katzennetze können überall dort eingesetzt werden, wo Zäune oder Palisaden keinen Platz finden.

Leinengang nur mit Spezialgeschirr und langer Vorbereitung!

Eine weitere Möglichkeit für gesicherten Freilauf bietet der Leinengang mit Katze. Allerdings bestimmt sie dabei Tempo und Richtung. Noch vor dem ersten gemeinsamen Spaziergang ist jedoch ein ausgiebiges, katzengerechtes Training nötig: Die Katze muss sich nicht nur an Geschirr und Leine gewöhnen, sondern auch an die Begrenzung durch die Leine. Das kann Wochen oder Monate dauern.

Zudem ist wichtig zu wissen, dass Katzen deutlich biegsamer und flexibler als Hunde sind: aus Halsbändern und handelsüblichen Geschirren für Katzen winden sie sich problemlos hinaus. Selbst spezielle Sicherheitsgeschirre mit drei Stegen bieten keine hundertprozentige Ausbruchssicherheit – das Restrisiko hierbei sollte nicht unterschätzt werden!

Zudem eignet sich der Leinengang auch nicht für jede Katze: schreckhafte, scheue Tiere, die mit plötzlichem Rückzug reagieren oder schnell verunsichert sind, sollten besser keinen Leinengang erhalten. Auch auf die Umgebung ist dabei zu achten: Orte, an denen viele Menschen – mit oder ohne Hunde – oder Autos sind, kommen eher nicht für den Spaziergang mit Katze in Frage.

Kastration, Impfung & Kennzeichnung minimieren Gefahren

Noch bevor die eigene Katze in den Freigang entlassen wird, sind einige Vorkehrungen zu treffen. Dazu gehören die Kastration und Kennzeichnung der Katze. Außerdem auch die grundlegenden Impfungen gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche und eventuell Katzenleukämie (FelV). Letztere dienen dazu, das Ansteckungsrisiko der eigenen Katze zu minieren – aber auch das anderer Katzen, denen sie bei ihren Streifzügen über den Weg läuft. Leider verbreiten sie diese Krankheiten rasant in der Katzenpopulation und gefährden zahlreiche Tiere.

Auch die Kastration ist ein wichtiger Bestandteil der gesundheitlichen Vorsorge. Schließlich verhindert sie nicht nur unerwünschten Nachwuchs, sie kann auch indirekt vor der Ansteckung mit Infektionskrankheiten schützen: Kastrierte Tiere sind weniger oft in Rangkämpfe verwickelt, welche ein Hauptübertragungsweg solcher Krankheiten ist. Zudem haben kastrierte Tiere ein kleineres Revier und streifen meist nicht weit umher. Sie sind damit auch weniger Gefahren im Straßenverkehr ausgesetzt.

Kennzeichnung und Kastration in vielen Städten bereits Pflicht!

Bereits seit 2005 besteht eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen in Österreich. Auch in Deutschland haben zahlreiche Städte und Gemeinden Kastrations- und Kennzeichnungspflichten erlassen. Alle Tiere, die Zugang ins Freie haben, müssen dort demnach kastriert und mittels Chip gekennzeichnet sein. Verstöße gegen diese Verordnungen können hohe Bußgelder nach sich ziehen.

Die Kennzeichnung mittels Chip und / oder Tätowierung hilft, die Katze eindeutig zu identifizieren. Dies kann helfen, wenn die Katze entläuft oder verunfallt, aber auch zur Identifizierung von tot aufgefundenen Katzen. Landet die Katze im Tierheim oder in fremder Umgebung, kann ihr Zuhause dank Kennzeichnung schneller gefunden werden. Dazu ist es allerdings unerlässlich, die Chip- oder Tätowierungs-Nummer in eine zentrale Datenbank einzutragen, z. B. Tasso oder Findefix. Selbstverständlich sollten die dort gespeicherten Informationen regelmäßig aktualisiert werden.

Schrittweise Gewöhnung an den Freigang

Nach einem Umzug in ein neues Zuhause sollte die Katze mindestens vier bis sechs Wochen Eingewöhnungszeit haben, bevor sie Freigang erhält. In dieser Zeit lernt sie ihr neues Zuhause, ihre neuen Menschen kennen. Sie wird sich in dieser Zeit mit der Wohnung, den Rückzugsorten und Routinen bekannt machen. Es ist wichtig, dass sie sich an den Alltag und die Umgebung gewöhnt und eine gute Bindung zu ihrem neuen Zuhause aufbaut. Andernfalls könnte es passieren, dass sie nach ihren ersten Freigängen nicht mehr nach Hause kommt und sich ein anderes Plätzchen sucht, an dem sie leben kann.

Idealerweise stehen der Katze auch außerhalb der eigenen vier Wände jederzeit sichere Rückzugsorte zur Verfügung: Gartenhäuschen, Garage oder Keller. Diese können beispielsweise mithilfe einer Katzenklappe (mit Chiperkennung) für sie zugänglich sein. Sie bieten der Katze nicht nur Zuflucht bei schlechtem Wetter oder Revierkämpfen. Sind solche Plätze vorhanden, sollte sie die Katze vor dem ersten ausgiebigen Freigang kennenlernen dürfen. Das gibt ihr Sicherheit und sie weiß im Fall der Fälle, wohin sie sich zurückziehen kann.

Schrittweise Gewöhnung an den Freigang hilft der Katze im Umgang mit der neuen Situation und auch der Orientierung. So sollte die Katze bei ihrem ersten Spaziergang nicht einfach ins Freie entlassen, sondern idealerweise begleitet werden. Mehrere kleine Etappen – zeitlich und räumlich – auf dem Weg in die große Freiheit geben der Katze mehr Sicherheit. Denn die neue Umgebung ist fremd, hält ihre ganz eigenen Gerüche und Geräusche bereit. Das macht vielen Katzen zunächst Angst.

Dementsprechend geht nicht jede Katze wagemutig auf Entdeckungstour: Viele Katzen brauchen einen schnell erreichbaren, sicheren Rückzugsort. So ist es sinnvoll, in den ersten Tagen die Wohnungs- bzw. Haustür oder Terrassentür für die Katze offen stehen zu lassen, damit die Katze jederzeit wieder in ihre gewohnten vier Wände flüchten kann.

Autos und Gifte sind nicht die einzigen Gefahren

Geht es um die Gefahreneinschätzung für Freigängerkatzen kommen uns vor allem der Straßenverkehr und vielleicht auch noch Hunde in den Sinn. Dabei sind freilaufende Katzen deutlich mehr Gefahren ausgesetzt. Vergiftete Ratten oder Mäuse, Ertrinken in Pools oder Regentonnen, aber auch mutwillige Angriffe durch Menschen haben schon so mancher Katze das Leben gekostet.

So manche Katze bringt aber auch ihr eigenes Todesurteil von Zuhause mit: Jedes Jahr erhängen sich zahlreiche Katze an ihren Halsbändern und erleiden so einen qualvollen Tod. Selbst viele der sogenannten Sicherheitshalsbänder öffnen sich nicht zuverlässig und werden der Katze so zum Verhängnis. Die Kennzeichnung mittels Chip und/oder Tatto dagegen ist unbedenklich, hält länger und ist relativ fälschungssicher.

Aber auch andere Katzen stellen für Freigänger eine Gefahr dar: heftige Kämpfe können zu tiefen Wunden, Entzündungen oder sogar dem Verlust von Sinnesorganen führen.

Unschöne Mitbringsel: Beutetiere, Parasiten und Infektionskrankheiten

Viele Katzen fangen auf ihren Streifzügen Mäuse oder Vögel. Nicht selten bringen sie diese Beute auch mit nach Hause – teilweise lebend, teilweise bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Aber nicht nur Beutetiere finden mit der Katze in unser Zuhause: auch Flöhe, Zecken, Würmer oder gar ansteckende Krankheiten.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Katze einan ausreichenden Impfschutz hat und regelmäßig auf Parasiten untersucht wird. Sollten wir “Untermieter” finden, ist eine zielgerichtete Parasitenbekämpfung unerlässlich.

Tipp: Katzen in der Brutzeit nur nachts rauslassen

In der Brutzeit – und dabei besonders von April bis Juli – sind viele Jungvögel unterwegs. Sie können noch nicht richtig fliegen und sind daher leichte Opfer für Jäger wie die Katze. Um zumindest das Risiko durch die eigene Katze zu verringern, kann es sinnvoll sein, sie nur nachts hinauszulassen. Denn nachts sind die Jungvögel in der Regel zurück im Nest oder haben sich auf sichere Schlafplätze zurückgezogen.

Ärger mit der Nachbarschaft: Menschen und andere Katzen

Katzen halten sich nicht an Grundstücksgrenzen. Sie streifen durch die Gärten – und manchmal sogar die Häuser – der Nachbarschaft. Dabei hinterlassen sie oft auch Urinmarkierungen oder Kothaufen – letzteres bevorzugt in Sandkästen oder Blumenbeeten. Auch Beschädigungen an Outdoormöbeln und Autos sind denkbar. Beim Kampf mit anderen Freigängerkatzen sind (schwerwiegende) Verletzungen möglich: regelmäßige Kämpfe bedeuten regelmäßige (hohe) Behandlungskosten.

Nicht allen Menschen ist das Recht und nicht alle Menschen drücken ihren Unmut sachlich aus. Zwar muss eine gewisse Anzahl an Freigängerkatzen auf dem eigenen Grundstück geduldet werden, aber es gilt: Verursachen Freigängerkatzen Beschädigungen am Eigentum Anderer, muss ihr Mensch dafür haften!

Doch nicht nur Beschädigungen, Verletzungen und Haftung sind ein häufiger Streitpunkt in der Nachbarschaft, wenn es um Freigänger geht. Wird die Katze durch andere Menschen zusätzlich gefüttert, kann das Gesundheitsprobleme und Eigentumsstreitigkeiten nach sich ziehen. Kommt die Katze nicht mehr regelmäßig nach Hause oder zieht gar ganz aus, hilft nur noch ein klärendes Gespräch oder rechtlicher Beistand.

Freigang zu unterschiedlichen Jahreszeiten

Besonders im Frühjahr unternehmen viele Freigängerkatzen ausgiebige Spaziergänge: die Temperaturen sind angenehm, die Natur erwacht und es gibt jede Menge zu entdecken. Dann kann so ein Streifzug auch mehrere Tage oder gar Wochen dauern. Je ausgiebiger der Streifzug, umso größer ist auch das Verletzungs- und Unfallsrisiko. Im Gegensatz dazu ist der Freigang im Winter oft nicht so lang. Schließlich ist es draußen kalt und die Tage sowieso kürzer. Daher streift die Katze meist nicht ganz so weit und verbingt größere Teile des Tages zuhause.

Wenn die Freigängerkatze nicht mehr nach Hause kommt

Viele Freigängerkatzen verschwinden im Laufe ihres Lebens – manche von ohnen nur kurzzeitig, manche von ihnen finden nie mehr nach Hause. Die Gründe dafür sind vielfältig: Sie kann bei einem Autounfall getötet worden sein, sich ein neues Zuhause gesucht haben oder als blinder Passagier hunderte Kilometer im Auto mitgereist sein. Möglich ist auch, dass sie von anderen Menschen aufgenommen wurde oder schlicht in Garagen, Schuppen oder Kellern eingesperrt ist.

Daher ist es wichtig, sich bei der Entscheidung “Freigang oder nicht?” auch mit diesen emotional herausfordernden Fragen zu beschäftigen: Kann ich damit umgehen, wenn meine Katze überfahren am Straßenrand liegt? Kann ich mit der Ungewissheit umgehen, wenn sie spurlos verschwindet?

Die Freigänger-Katze als Gefahr für Andere

Katzen sind ausgezeichnete Jäger: sie jagen alles, was kleiner als sie selbst ist. Viele von ihen spezialisieren sich auf bestimmte Beutetiere und töten diese bevorzugt. Ob Mäuse, Vögel oder Amphibien: sie alle erfüllen eine wichtige Aufgabe im Ökosystem. Wird ihre Population lokal stark dezimiert, kann das ein Ungleichgewicht mit sich bringen. Das Beutespektrum der Katze umfasst zum Beispiel:

  • Vögel
  • Säugetiere (Eichhörnchen, Feldhasen, Bilche, Mäuse, Marder etc.)
  • Amphibien (Salamander, Kröten, Frösche, Molche, Unken)
  • Reptilien (Schlangen, Eidechsen)
  • (Groß-)Insekten

Aber nicht nur für Beutetiere sind Freigängerkatzen eine Gefahr: Infektionskrankheiten bedrohen auch andere Katzen – Streuner oder Freigänger. Besonders Streuner leiden stark unter Infektionskrankheiten, da sie niemanden haben, der sie behandeln lässt oder sich um ihre Gesundheit kümmert.

Halsband und Glöckchen: Unnötig und gefährlich!

Die Katze ist ein Lauerjäger. Das heißt, sie sitzt lange Zeit bewegungslos, beobachtet still ihre Beute und wartet auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen. So klingeln Glöckchen an Halsbändern erst in diesem letzten Moment des Zupackens – für die Beute ist es dann häufig schon zu spät. Für die Katze kann durchgängiges Klingeln beim Laufen allerdings sehr störend sein.

Nicht zuletzt sind Halsbänder für die Katze auch eine Gefahr: mit ihnen kann die Katze an Zäunen oder Ästen hängenbleiben und sich selbst durch ihr Körpergewicht erdrosseln. Eine Kennzeichnung mittels Chip oder Tattoo ist bedeutend sicherer.

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