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warum kein eigener Wurf?

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 22.08.2014

Es gibt so einige Gründe, warum mancher Katzenhalter der Meinung ist, er möchte einen eigenen Wurf mit seiner Katze zeugen.

Von "meine Katze soll einmal Mutterfreuden erleben " und "eine Katze braucht das zur Entwicklung", über "meine Kinder sollen das Wunder der Geburt erleben", bis hin zu "Kitten sind ja so süß" oder "damit kann man doch bestimmt Geld machen" wird ein breites Spektrum an Begründungen vorgebracht.

Sie alle vergessen jedoch dabei, welche gesundheitlichen, finanziellen und moralischen Probleme ein undurchdachter Wurf mit sich bringen kann. Um dem Wunsch, einmal einen Wurf mit seiner Katze durchzuführen den realen Verhältnisse gegenüber zu stellen, soll diese kleine Übersicht dienen.





der finanzielle Aspekt eines Wurfs

Ein verantwortsbewusst in die Welt gesetzer Wurf verschlingt enorme finanzielle Ressourcen. Angefangen bei den Gesundheitsuntersuchungen der Elterntiere (teilweise sind diese über Jahre hinweg nötig!), über die tierärztliche Betreuung der Mutterkatze während der Geburt bis hin zu den Schutzimpfungen der Kitten können mehrere hundert Euro Kosten entstehen.

Kommen Komplikationen auf, liegen die Kosten für einen Wurf auch nicht selten weit im vierstelligen Preisbereich. Wer hier sparen möchte, spart letztendlich an der Gesundheit, an der Zukunft und auch am Leben aller beteiligten Tiere. Mehr dazu im Bereich "Kosten einer Zucht".

Ist wirklich Geld mit Kittenverkauf zu machen?

Wird der Wurf verantwortungsbewusst in die Welt gesetzt, bringt er nicht selten mehr Ausgaben als Einnahmen mit sich. Für einen Wurf, der gesund und artgerecht produziert und aufgezogen wird, fallen mehrere hundert Euro pro Kitten an (siehe "Warum sind Rassekatzen so teuer?" und "Kosten einer Zucht").

Verzichtet man hingegen auf wichtige gesundheitliche Vorsorge, gute, artgerechte Haltung, Ernährung und Aufzucht, sind die Kosten nicht so hoch. Allerdings nimmt man mit so einer Herangehensweise bewusst in Kauf kranke, verhaltensgestörte Tiere zu erhalten/verkaufen und im schlimmsten Fall alle Tiere durch Krankheit, Komplikationen und Mangel an Sorgfalt zu verlieren.




gesundheitliche Risiken während Deckung, Trächtigkeit und Geburt

Wer darauf verzichtet, die Elterntiere vor der Verpaarung gründlich untersuchen und auf Erb- und Infektionskrankheiten überprüfen zu lassen, geht grob fahrlässig vor. Wer die Gesundheit aller Beteiligten Tiere gewährleisten will, kommt nicht umhin, bereits im Vorfeld des Wurfs eine Menge Geld zu investieren. Werden Tiere mit Erbkrankheiten und Infektionskrankheiten verpaart, können diese an die Kitten weitergegeben werden, ihr Leben bedrohen und ihre Lebenserwartung deutlich verringern. Aber auch die jeweiligen Deckpartner stecken sich mit Infektionskrankheiten an.

Weitere gesundheitliche Risiken können mit viel Erfahrung, Wissen und Verantwortungbewusstsein verhindert werden. Bei der Trächtigkeit können Fehlgeburten auftreten, die die Mutter stark gefährden. Ebenso gefährdet ist die Mutterkatze, wenn es während der Geburt Komplikationen gibt, nicht selten wird bei undurchdachten Würfen ein Kaiserschnitt notwendig, um das Leben von Mutterkatze und Kitten zu retten.

Nicht jedes Kitten wird lebend, lebensfähig oder gesund geboren. Gaumenspalten, offener Rücken, Deformierungen und fehlende Gliedmaßen können in einem Wurf vorkommen. Wer kein oder wenig Wissen über Geburtskomplikationen, Kittenaufzucht und Notfallmaßnahmen hat, sollte keinen Wurf mit seiner Katze produzieren.

nötiges Grundwissen über Trächtigkeit, Geburt, Aufzucht und Genetik

Nur wer Grundwissen in diesen grundlegenden Bereichen hat und willens ist, danach zu handeln, sollte sich überhaupt Gedanken über einen Wurf machen. Ohne dieses Wissen kann die Gesundheit und das Überleben der Tiere im Ernstfall nicht gewährleistet werden.

nötige Gesundheitsvorsorge, Untersuchungen und Nachsorge bei einem Wurf

Beide Elterntiere sind vor der Verpaarung auf Erb- und Infektionskrankheiten zu untersuchen. Um absolute Sicherheit zu erhalten, dass die eigene Katze nicht von Erbkrankheiten betroffen ist, sind teilweise jährlich zu wiederholende Tests nötig. Das kostet Zeit und Geld. Während der Trächtigkeit ist die Mutterkatze regelmäßig zu untersuchen, ihre Ernährung muss ihrer Situation angepasst und besonders hochwertig und nährend sein. Auch die Geburt sollte unter erfahrender Aufsicht stattfinden, um Komplikationen und Schäden für die Tiere rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Die Aufzucht von Kitten ist arbeitsreich, zeitraubend und teuer. Es wird nicht nur besonders viel hochwertiges Futter in der Zeit bis zum Auszug benötigt, auch Impfungen, Entwurmung, Kennzeichnung und Gesundheitszeugnisse kosten Geld. Kitten fressen ab etwa der vierten Lebenswoche erste feste Nahrung. In den folgenden 8 Wochen bis zu ihrem Auszug können mehr als hundert Euro allein für die Zufütterung anfallen.

Sind die Kitten einmal krank müssen natürlich auch sie behandelt werden.

aber die Natur wirds schon richten!?

Die Natur betreibt eine effektive, aber grausame Auslese. Alles, was krank, schwächlich oder körperlich eingeschränkt ist, geht jämmerlich zugrunde. Das betrifft Kitten genauso wie (geliebte) Elterntiere. Wer sich also vollkommen auf die Natur verlassen und keine Verantwortung für Gesundheitstests und tierärztliche Betreuung übernehmen möchte, sollte damit rechnen, dass er durchaus erschütternde, traumatische und unschöne Bilder zu sehen bekommen kann.

Denn die Natur richtet immer, nur eben manchmal nicht so, wie wir es für gut oder ästhetisch befinden! Lebensunfähige, schrecklich deformierte und tot geborene Kitten sind leider nicht zu vermeiden. Auch das Auffressen toter oder noch lebender Kitten durch die Mutter ist ebenfalls ein Teil der natürlichen Auslese. Wer möchte oder kann sich so etwas in seinen eigenen vier Wänden freiwillig antun?





der moralische Aspekt eines Wurfs

Aus der Sicht eines Menschen, der sich im Tierschutz engagiert, ist jeder Wurf Kitten ein unnötiger Wurf. Umso mehr, wenn die jeweiligen Katzenhalter sich vorher keine Gedanken und die Gesundheit und Aufzucht aller Beteiligten Tiere machen. Jedes Jahr werden hunderttausende "unnötiger" Kitten geboren.

Diese landen letztlich meist in Tierheimen, Pflegestellen oder ertränkt im nächstbesten Fluß. Und das nur, weil wieder einmal ein uneinsichtiger Halter unbedingt einmal einen Wurf Kitten produzieren wollte oder der Meinung war, seine eigene Katze müsse nicht kastriert werden. Jeder unnötige Wurf erhöht die Kosten der Allgemeinheit, die sich durch Tierheime und Tierschutzvereine um die Kitten von überforderten oder ignoranten Katzenhaltern kümmern muss. Die Tierheime verzeichnen jedes Jahr um den Monat Mai herum einen extremen Anstieg ausgesetzer und abgeschobender Katzenkinder und trächtiger Katzen.

Tierliebe Menschen opfern Zeit, Geld, Nerven und eine Menge Liebe, um die Fehler anderer Menschen wieder gut zu machen. Darum ist die Sichtweise "nur einmal ein eigener Wurf" aus Tierschutz-Sicht verantwortungslos und egoistisch.

"Ein Wurf ist doch in Ordnung!?"

sagen jährlich zigtausende Katzenhalter. Wäre tatsächlich nur ein Wurf im Jahr darauf zurückzuführen, dass Katzenhalter gerne einen Wurf großziehen wollten, so wären deutsche Tierheime nicht mehr vollkommen überfordert von der jährlichen Kittenschwemme. Tatsächlich denken aber leider viel zu viele Menschen auf diese Weise, was zur Folge hat, dass jedes Jahr die Tierheime, Pflegestellen und Tierschutzvereine regelrecht überschwemmt werden von zusätzlichen Katzen.

Jede Katze, die kastriert wird und keinen Wurf bekommen muss, ist nicht nur gesünder, sondern leistet auch ihren kleinen Beitrag zur Verringerung des Katzenelends auf deutschen Straßen. Die Verantwortung für seine eigene Katze sollte und muss jeder Halter allein übernehmen. Er sollte aber auch zusätzlich nicht dazu beitragen, das Leid anderer Katzen zu vergrößern.

aber ich habe doch Abnehmer für alle Kitten!?

Es ist wichtig, dass sich ein Halter, der einen Wurf wünscht, schon vor der Verpaarung Gedanken über die späteren Abnehmer seiner Kitten macht. Leider wird dadurch das Problem, dass es einfach zu viele Katzen in Heimen und Pflegestellen gibt, nicht abgestellt. Statt selber einen Wurf zu produzieren und die Kitten weiterzugeben, sollte jeder verantwortungsbewusste Katzenhalter eventuelle Abnehmer darauf hinweisen, dass es jährlich mehr als genug Kitten zur Auswahl in deutschen Tierheimen gibt.

Zudem sollte auch bedacht werden, dass jedes Kitten, das "unnötigerweise" auf die Welt kommt, auch die Gelegenheit bekommen könnte, seinerzeits weitere Kitten in die Welt zu setzen. Es sollte also nicht nur bedacht werden, dass die eigenen Kitten in gute Hände vermittelt werden müssen, sondern auch, dass diese wiederrum eine unüberschaubare Anzahl an Nachkommen produzieren können. Nachkommen, welche auch gut vermittelt werden müssen oder im schlimmsten Fall Plätze im Tierheim belegen.

moralisch fragwürdig: das eigene Tier unnützen Risiken aussetzen

Seien wir ehrlich: kaum ein Katzenhalter, der "einfach nur mal einen Wurf" haben möchte, macht sich vorher Gedanken über die Gesundheit seiner Katze, der zukünftigen Kitten und die Risiken, die er seiner Katze dabei aussetzt. Auch wird in der Regel auf Tests zu Erb- und Infektionskrankheiten verzichtet, weil sie langwierig sein können und eine Menge Geld kosten.

Da aber fast alle Katzenhalter ihr Tier lieben und vor Gefahren, Krankheiten und vor Qualen schützen möchten, ist die Umsetzung eines eigenen Wurfs moralisch fragwürdig, zumindest aber widersinnig. Denn man setzt seine eigene Katze bei einem schlecht vorbereiteten Wurf einem enormen Risiko aus, ob man dies nun wahrhaben möchte oder nicht.

moralisch fragwürdig: (potentiell) kranke Kitten verkaufen

Auch hier müssen wir ehrlich sein: ein Halter, der ohne vorherige und/oder begleitende Gesundheitsvorsorge Kitten produziert und verkauft, verkauft potentiell kranke Kitten. Ob diese wirklich krank sind, kann nicht nachgehalten werden, weil es keine (Vor-)Untersuchung der Elterntiere und/oder Kitten gibt.

Wird ein Kitten aus so einem Wurf verkauft, kann man sich als neuer Besitzer nie sicher sein, wie lange man Freude an seinem Tier hat oder ob es in wenigen Wochen elend an Infektionskrankheiten eingeht. Oder ob es Jahre dauert, bis sich nicht heilbare Erbkrankheiten zeigen, die dem Tier Leid, Schmerzen und den verfrühten Tod bescheren.

Wer bewusst Kitten verkauft, ohne sich sicher zu sein, dass die bestmögliche Gesundheitsvorsorge geleistet wurde, dem scheint egal zu sein, ob die Tiere elend eingehen. Und dem scheint auch egal zu sein, wie viel Leid er damit über die zukünftigen Halter bringt. Auch dies ist moralisch höchst fragwürdig.

meine Katze ist so toll, ich möchte ein kleines Ebenbild von ihr haben!?

Natürlich ist für jeden Katzenhalter die eigene Katze am schönsten, am tollsten und überhaupt einfach nur liebenswert. Der Wunsch, dass auch andere Menschen einen Teil von dieser Vollkommenheit abbekommen sollen, ist verständlich.

Tatsächlich aber ist die Vererbung von äußerlichen Merkmalen und Charaktereigenschaften nicht derart einfach. Ein Kitten wird nie vollkommen seinen Elternteilen gleichen - weder optisch, noch charakterlich. Wie sich ein Tier benimmt, welche Macken und Eigenheiten es entwickelt, hängt vor allem mit der frühen Entwicklung, seiner Umgebung und seinen gemachten Erfahrungen in der Vergangenheit zusammen.

Mehr zur Vererbung bei Katzen im Bereich "Genetik bei Katzen"

Aber Züchter "vermehren" doch auch!?

Dieses Argument wird oft von Privatpersonen angebracht, die "einfach nur mal einen Wurf" haben wollen und ist sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Allerdings gibt es hierbei einen entscheidenen Unterschied: seriöse Züchter tun Alles, um Elterntiere und Kitten gesundheitlich und charakterlich gesund zu erhalten. Sie scheuen weder Kosten, noch Mühen oder Arbeit, um allen Tieren gerecht zu werden.

Sicherlich mag jeder Wurf angesichts der zahlreichen überfüllten Tierheime und Pflegestellen zuviel sein, jedoch ist eine gut durchdachte, verantwortungsbewusste Zucht kein Vergleich mit der gedankenlosen "Produktion" von Kitten. Private "Katzenvermehrer" legen weniger bzw. keinerlei Wert auf Gesundheitsvorsorge, Impfungen, tierärztliche Betreuung, seelische Gesundheit und artgerechte Haltung von Katzen. Es werden Kosten und Zeit gespart, wo es nur geht. Dies ist sicherlich nicht im Sinne des Tierschutzes.

Egal, ob Hauskatze, Mix-Katze oder Rassekatze: sie alle sollten mit Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und Grundwissen gezüchtet werden. Erst dann, wenn ausreichende Gesundheitstests, Wissen über Trächtigkeit, Aufzucht, Genetik und Ernährung vorhanden sind, ist ein Wurf verantwortungsbewusst. Ist dies alles nicht vorhanden, sollte kein Wurf produziert werden, egal, ob man "nur einmal einen Wurf haben möchte" oder sich "Züchter" nennt.




wie rasant sich unkastrierte Katzen vermehren

Katzen werfen in der Regel zwei bis drei Mal pro Jahr. Nicht alle der geborenen Kätzchen überleben und erreichen die Geschlechtsreife. Krankheit, Gefahren im täglichen Überleben, zu wenig Fressbares oder einfach nur kalte Temperaturen um den Gefrierpunkt machen es vielen Katzen unmöglich, alt zu werden.

Wenn man nun annimmt, dass ein einzelnes unkastriertes Katzenpaar jedes Jahr zwei Würfe produziert, davon nur 2 Kitten pro Wurf weiblich und nicht sofort geschlechtsreif sind, sind nach 5 Jahren 5462 Katzen entstanden. (Berechnung siehe "www.letztezuflucht.ch"). Wenn man dabei im Hinterkopf behält, dass ein durchschnittliches Tierheim nur Platz für etwa 40-80 Katzen hat, kann man mit dieser Anzahl von Katzen weit mehr als 60 Tierheime füllen. Auch das ist ein Grund, seine Katzen kastrieren zu lassen.




Alternativen, um einmal eine Katzengeburt zu erleben

Der Wunsch, eine Katzengeburt "live" zu erleben und Kitten bei ihrer Entwicklung zu begleiten ist durchaus nachvollziehbar. Kitten sind niedlich anzuschauen, interessant und eine Aufzucht kann sehr lehrreich sein. Hat man sich jedoch dazu entschieden, sein Tier lieber zu kastrieren und keinen Wurf zu produzieren, hat man trotzdem noch die Möglichkeit, dieses kleine Wunder hautnah zu erleben.

Leider gibt es viel zu häufig ausgesetzte und abgeschobene trächtige Katzenmütter auf Pflegestellen und im Tierheim, deren Betreuung gesichert werden muss. Diese Tiere sind schwer zu vermitteln und nicht jedes Tierheim hat die Möglichkeit, sich eingehend und intensiv um jedes einzelne Tier zu kümmern. Hat man bereits ein wenig Vorwissen und den Willen, die Verantwortung zu tragen, kann man sich anbieten, der Katze durch diese schwere und anstrengende Zeit zu helfen.

Man selbst lernt eine Menge über die Vorgänge einer Katzengeburt und Kittenaufzucht und hat zusätzlich noch etwas Gutes für den Tierschutz getan. Statt also selber undurchdacht zu vermehren, kann man Tieren helfen, die keine Wahl (mehr) haben. Eine bessere Motivation sollte es für einen wirklich tierlieben Menschen nicht geben...


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