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8 Wochen altes Kitten abzugeben

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 03.11.2014

Muffin sitzt mit Rücken zur Kamera

Muffin heute: ein stattlicher, wunderschöner Kater

Kitten sollten bis mindestens zur 12. Woche bei ihrer Mutterkatze und den Geschwistern leben. Auch, wenn die Entwöhungsphase von der Muttermilch ab etwa der 8. Lebenswoche beginnt, lernt das Kitten in den folgenden Wochen wichtige Lektionen in Sachen Sauberkeit, Sozialisierung und Katzen-Kommunikation. Wie wichtig diese wenigen Wochen für die geistige Entwicklung eines Katzenkindes sein können, zeigt sich, wenn die Trennung zu früh geschieht.

So auch bei Muffin.

Muffin wurde als Spielkamerad für unseren anderen Kitten-Kater angeschafft. Er sollte unsere kleine Familie komplettieren. Mir war wichtig, dass der zukünftige Spielkumpel für meinen Kater gut sozialisiert, stubenrein und an das Zusammenleben mit Menschen gewöhnt ist.

Was ich bekam, war fast das genaue Gegenteil.

Muffin wurde mit 6 Wochen von seiner Mutter und seinen Geschwistern getrennt, vermutlich aus Unwissenheit. Das wusste ich aber erst, als ich ihn zwei Wochen später von seinen bisherigen Haltern abholte. Zwar war mir auch die Abgabe mit 8 Wochen eigentlich viel zu früh, aber da Muffin sowieso schon von aller kätzischen Gesellschaft abgeschnitten war, konnte und wollte ich ihn nicht länger dort lassen.

Muffin und Kasi beim Kuscheln auf dem Sofa

ruhige 5 Minuten: Muffin und Kasimir dösen auf dem Sofa

Was ich bei der Abholung sah, war ein armes, kleines Würstchen, das vollkommen allein im Badezimmer saß und sich zu Tode ängstigte, als ich das Zimmer betrat. Kaum eine Handvoll Kater und übervoll mit Flöhen. Ich hatte Mitleid und mir war klar, dass bei der geballten Portion Unwissenheit der Halter dieses Tier wohl keine tolle Zukunft haben würde.

Also habe ich ihn spontan gepackt und einfach da rausgeholt, obwohl er erst ein paar Wochen später umziehen sollte - bei uns mit Katzengesellschaft, ausreichend Bewegung und Ansprache würde es ihm sicher besser ergehen. Unser anderer Kitten-Kater Kasimir war ein vorbildlich sozialisiertes Tier, das zuverlässig stubenrein und von grundauf einfach nur lieb und sanftmütig ist. Also war mir klar, dass der kleine Muffin eher bei uns eine Chance hätte, ein einigermaßen geistig gesunder Kater zu werden, als wenn er weiterhin im kalten Badezimmer hauste mit Flöhen und ohne kätzischen Kontakt.

Kasimir beäugte das kleine Häufchen Elend zunächst misstrauisch, welches versuchte, ihn bedrohlich anzufauchen. Nach wenigen Tagen spielten die beiden Kerle miteinander. Kitten zu vergesellschaften passiert eben fast im Allein-Gang.

Mit den Flöhen jedoch kämpften wir etwas länger.

Muffin angelt sich sein Fressen aus dem Napf

auch beim Fressen hat Muffin seine Eigenheiten

Schon am ersten Tag nutzte Klein-Muffin die Badewanne statt das Katzenklo, um sich zu erleichtern. Da fiel mir ein, dass ich im Badezimmer der vorherigen Halter beim Abholen gar kein Katzenklo gesehen hatte, an das er sich hätte gewöhnen können.. Na klasse, auch das noch! Also mussten meine anderen beiden Katzen und ich das in Angriff nehmen. Da Muffin zu dem Zeitpunkt noch nicht zu alt war, um das Benutzen des Katzenklos zu lernen, übten wir fleißig. Wenn die anderen Katzen aufs Klo gingen wurden sie gelobt, benutze Muffin das Klo wurde er überschwänglich gelobt.

Irgendwann hatte der kleine Knirps es dann begriffen, wo man "hinmacht". Wirklich zuverlässig ist er aber in diesem Verhalten auch heute - mit 4 Jahren - noch nicht. Immer wieder kommt es vor, dass er daneben macht. Ich akzeptiere das, denn der kleine Kerl hatte es ja als Kitten nicht anders gekannt.

Zudem sind es auch keine Pfützen und immer nur am selben Fleck. Das kommt vor allem dann vor, wenn er vom Jagen oder Spielen zu sehr beschäftigt ist. Oder, wenn eine Katze vor ihm auf dem Klo war. Dass hier 3 Katzenklos in der Wohnung verteilt stehen, interessiert ihn nicht. Ist "sein" Klo nur ein wenig beschmutzt, wird daneben gemacht. Auch das Anbieten mehrerer Katzentoiletten änderte nichts. Mittlerweile denke ich, dass das einfach zu ihm gehört und es längst kein Grund mehr ist, zu verzweifeln.

Muffin spielt mit seiner Federangel

spielen geht immer!

Doch nicht nur mit der Benutzung des Katzenklos hat er aufgrund seiner Erfahrung - oder vielmehr "Nicht-Erfahrung" - Probleme. Auch die typisch kätzische Kommunikation, seine Konzentration und seine Fähigkeit mit Frustration umzugehen sind praktisch nicht existent.

Im Kittenalter lernen die Katzenkinder von der Mutter, welche Grenzen es gibt, dass auch mal etwas nicht nach ihrem Willen läuft und dass Konsequenzen folgen, wenn Grenzen überschritten werden. Das fand bei Muffin nie statt, auch meine anderen beiden Katzen konnten dieses Manko mit mir zusammen nie wieder vollkommen gut machen.

Heute ist Muffin zwar ein stattlicher, liebevoller und aufgeweckter Kater, aber er ist vor allem Eines: anstrengend. Sowohl für mich als auch die anderen beiden Katzen, die zusammen hier mit uns leben. Er braucht sehr viel Liebe, Aufmerksamkeit und kann schnell ungehalten werden, wenn etwas nicht nach seinem Willen geschieht. Dann maunzt er ununterbrochen, übertritt Regeln, kratzt, beißt und versucht die anderen beiden Katzen herum zu scheuchen.

Er kann einfach nicht verstehen, dass manches, was er möchte, nicht sofort passiert. Dass es Momente gibt, in denen man ihn einfach nicht ausgiebig kraulen kann, in denen man sich nicht einfach mal eine Stunde hinsetzen und mit ihm spielen kann.

Muffin am Fummelbrett

mit dem Fummelbrett beschäftigt sich Muffin gerne

Ich kann sagen, dass er überaus intelligent ist. Intelligent, aber eben auch vollkommen übertrieben in all seinem Verhalten. Er liebt, rauft, spielt, rennt, frisst übertrieben und kann seine Emotionen nicht unter Kontrolle halten. Seine Wut kann unbändig sein, ebenso wie seine Frustreaktionen und sein Bedürfnis, geliebt zu werden. Er braucht viel körperliche und geistige Beschäftigung, mehr als meine anderen beiden Katzen zusammen. Clickertraining und Fummelbretter fesseln ihn.

Aber wehe, von irgendwoher kommt ein Geräusch: Dann ist seine Konzentration dahin.

Er kann kaum stillsitzen und hat allerlei Unfug im Kopf. Da hier alles katzensicher ist und es viele Spielmöglichkeiten gibt, ist das halb so schlimm. Trotzdem treiben mich seine Launen und sein penetrantes Aufmerksameit-Verlangen manchmal in den Wahnsinn.

So sehr ich ihn auch liebe, so sehr ich froh bin, dass er hier ist, so sehr weiß ich, dass ich uns allen eine Menge Ärger, Frust und Verzweiflung hätte ersparen können, wenn ich ein Kitten zu mir geholt hätte, das älter als 8 Wochen ist. Ein Kitten, das artgerecht von seiner Mutter erzogen wurde. Das durch Spiel und Kommunikation mit seinen Geschwistern gelernt hätte, wie man sich als Katze benimmt und "unterhält". Das von seiner Mutter gezeigt bekommen hat, wie man das Katzenklo benutzt.

Muffin auf dem Kratzbaum

"Was stelle ich als Nächstes an?"

Trotz allem liebe ich meinen kleinen verrückten "Grobian".

Manchmal frage ich mich, wohin er wohl gekommen wäre, wenn ich mich geweigert hätte, ein viel zu junges Kitten aufzunehmen. Ob man ihm woanders auch so viel Verständnis für seine Macken entgegenbringen würde? Verständnis für die Macken, die entstanden sind, weil Menschen ihn so schnell wie möglich loswerden wollten und ihm keine Zeit für seine gesunde Entwicklung gegeben haben.

Wäre es nicht viel wahrscheinlicher, dass er heute irgendwo abgeschoben im Tierheim sitzen würde, weil er so eine Herausforderung ist?

Ich denke, ich möchte es gar nicht wissen.

Ich weiß nur, dass ein solcher Kater nichts für Anfänger oder "schwache Gemüter" ist! Denn nur artgerechte (fordernde) Beschäftigung, das Wissen um die kätzische Verhaltenspalette, eine riesige Portion Geduld, Liebe und jahrelange Erfahrung in der Katzenhaltung geben mir den Hintergrund, um dieses Energiebündel seelisch gesund zu erhalten und meine Nerven dabei nicht vollkommen zu verlieren.

Und natürlich der Umstand, dass Muffin mit Abstand der liebevollste und liebesbedürftigste Kater der Welt sein kann, wenn er will. Innige Liebe, ausgiebige Kuschelmomente und sein extrem dunkles und lautes Schnurren entschädigen für so manche Dummheit.

Update: Heute (Nov 2014) ist Muffin sechs Jahre alt und wir haben seit etwa eineinhalb Jahren endlich ein Toiletten-Management gefunden, mit dem er zuverlässig stubenrein ist. Nachdem wir zahlreiche weitere Streusorten, Toilettengrößen und - standorte ausprobiert haben, ist klar, dass er nur eine einzige Streusorte in einer bestimmten Toilettewanne toleriert. Wird auch nur ein wenig daran verändert, bricht die Unsauberkeit wieder durch.

Seit einigen Wochen arbeiten wir nun in Begleitung einer erfahrenen Tierheilpraktikerin und einer angepassten Bachblütenmischung auch an seinem Verhalten. Berichte dazu können in unserem Katzen-Blog nachgelesen werden. Mithilfe dieser Therapie, dem Clickertraining, verschiedenen Intelligenz- und Beschäftigungsspielzeugen, viel Zuwendung und Geduld ist das Zusammenleben mit Muffin zwar immer noch anstrengend, aber deutlich besser.

Verfasser: www.Katzen-fieber.de
Stand: November 2014

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