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Umgang mit verhaltensgestörten Katzen

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 29.11.2014

Ist die Katze unsauber, aggressiv oder depressiv, sollte man als Halter einiges beachten. Auch ständiges Kratzen und Beißen sowie Zerkratzen und Zerstören von Gegenständen und Möbeln kann ein Anzeichen dafür sein, dass sich die Katze nicht wohl fühlt. In der Regel sind solche Verhaltensauffälligkeiten kein Protest, sondern zeigen auf, dass wichtige Bedürfnisse der Katze nicht erfüllt sind. Sie sind also vielmehr ein Hilfeschrei, wenn auch ganz auf kätzische Art. Um solche Verhaltensauffälligkeiten zu "therapieren" bedarf es viel Geduld, Liebe und Zeit.

Wochen- oder monatelanges Arbeiten mit der Katze können zu entscheidener Verbesserung solcher Probleme führen. Ungeduld, Geiz und Gewalt sind hier Fehl am Platz. Die Einsicht, dass die Katze Hilfe benötigt, und ihr Verhalten nicht darauf beruht, dass sie ihren Halter ärgern will, ist unbedingt erforderlich. Folgende Verhaltensregeln können helfen, schwerwiegende Probleme im Verhalten der Katze zu verbessern:

Krankheiten, Schmerzen und Parasitenbefall ausschließen

Manches für den Halter unerwünschte Verhalten rührt von Schmerzen oder Krankheiten her. Auch der ständige Juckreiz eines Parasitenbefalls kann die Katze "wahnsinnig" machen und zu einer Verhaltensänderung führen. Häufig sind Blasen- oder Nierenprobleme Grund für Unsauberkeit. Juckreiz und Schmerzen können Katzen aggressiv machen.

Bevor man also dazu übergeht, das Verhalten der Katze zu verteufeln, sollte man sie gründlich körperlich untersuchen lassen. Dazu gehören - je nach Symptomen- Urin- und Kotproben, Blutuntersuchungen und Ultraschall der inneren Organe.

ausreichend und artgerecht füttern

Aus Frust über ständigen Hunger können Katzen so manche Dummheit anstellen. Sie lassen ihren Ärger und ihre Verzweiflung nach außen sichtbar an Gegenständen, Menschen und Tapeten oder Textilien aus. Um also Hunger als Auslöser für eine Verhaltensauffälligkeit auszuschließen, sollte die Katze hochwertig und ihren Bedürfnissen entsprechend gefüttert werden.

die Katze körperlich und geistig auslasten

Auch Langeweile und überschüssige Energie können dazu führen, dass die Katze scheinbar hyperaktiv ist und nur Dummheiten im Kopf hat. Um ihre Energie also in positive Bahnen zu lenken, sollte sie ausreichend beschäftigt werden und das mindestens eine Stunde am Tag. Auch, wenn mehrere Katzen im Haushalt leben, kann dies notwendig sein, um die Bedürfnisse jeder einzelnen Katze zu befriedigen.

Anregungen und Tipps zur artgerechten Beschäftigung von Katzen finden sich im Bereich "Beschäftigung"

Unsauberkeit: Katzentoiletten-management überdenken

Unsauberkeit und "Protest" können auch von unsauberen und ungünstig aufgestellten Toiletten herrühren. Katzen sind saubere Tiere, bei zu wenig gereinigeten Toiletten können sie den Gang darauf verweigern. Auch falsches Streu, falscher Standort oder nicht ausreichende Anzahl der Klos können zu Verhaltensauffälligkeiten führen.

In der Regel bevorzugen Katzen offene Toiletten, die mit feinkörnigem, nicht duftendem Streu befüllt sind. Die Anzahl der Katzenklos sollte -besonders bei auftretender Unsauberkeit- um eins höher liegen als die Anzahl der im Haushalt lebenden Katzen. Die grobe Reinigung sollte mindestens einmal pro Tag erfolgen. Am besten platziert man die Katzentoiletten zwischen Schlafplatz und Kratzbaum, sodass die Katze sie bei jedem Gang von oder zu ihrem Schlafplatz bequem erreichen kann. Katzentoiletten sollten nicht zu nah am Fress- oder Schlafplatz stehen, sondern möglichst in anderen Räumen.

Unsauberkeit: Urinproben untersuchen

Eine sehr häufige Ursache für Unsauberkeit sind Blasenentzündungen und Harnsteine. Eine Urinuntersuchung beim Tierarzt kann hier genaue Auskunft geben. Blasenentzündungen und Harnsteine sind besonders schmerzhaft und viele betroffene Katzen gehen dazu über, bevorzugt auf weiche Unterlagen zu urinieren. Werden Blasenentzündungen oder Harnsteine nicht rechtzeitig und richtig behandelt, können sie langfristig Nierenschäden und Vergiftungen verursachen.

Unsauberkeit: "Pieselstellen" richtig reinigen

Besonders wichtig bei der Bekämpfung von Unsauberkeit ist das richtige und gründliche Säubern der betroffenen Stellen: einfaches Waschen oder Aufwischen reicht nicht, um den markanten Uringeruch auch für die Katzennase zu entfernen. Hier helfen nur spezielle Urinentdufter (im Fachmarkt erhältlich) oder Enzymreiniger.

Körpersprache lernen und beachten

Wer die Körpersprache einer Katze versteht, kann Kratzer und Bisse vermeiden. In der Regel zeigt die Katze schon bevor sie zuschnappt durch deutliche Signale, dass ein Angriff kurz bevorsteht. Genaues Beobachten ihrer Körpersprache kann helfen, einen solchen Angriff von vornherein zu vermeiden. Schlagender Schwanz, geweitete Pupillen und angelegte Ohren deuten darauf hin, dass die Katze sich in einer Situation unwohl fühlt und jeden Moment "zurückschlagen" könnte. Geht man ihr aus dem Weg und hört auf sie zu streicheln oder zu bedrängen, wird sie in der Regel nicht angreifen.

Rückzugsorte einrichten

Hat die Katze sichere Rückzugsorte, die im idealen Fall auch noch erhöht liegen, wird sie sich bei Bedarf dorthin zurückziehen, anstatt in den Angriff überzugehen. Sollte sie sich zurückziehen, so darf sie sich dort nicht gestört fühlen, um sich sicher zu fühlen!

Bedürfnisse und Grenzen der Katze respektieren

Wenn die Katze schläft oder frisst, möchte sie nicht gestört werden - von Niemandem! Auch Kinder und Besucher sollten dies lernen und respektieren. Ergreift die Katze die Flucht, so ist es wichtig, sie in Ruhe zu lassen und nicht weiter zu bedrängen. Zeigt die Katze durch ihre Körper- oder Lautsprache an, dass sie genug hat oder sich unwohl fühlt, sollte man dies unbedingt respektieren und ihr ihre Ruhe lassen. Wird sie weiter bedrängt, muss man mit einem Angriff rechnen, getreu dem Motto "Wer nicht hören will, muss fühlen!".

Charakter der Katze respektieren

Jede Katze ist anders: die Eine ist verschmust kann kann von körperlichen Kontakt nicht genug bekommen. Manch andere Katze verträgt körperliche Nähe nur in kleinen Dosen und geht weg, wenn sie "zuviel" hat. Wiederrum andere Katzen sind sehr unabhängig und wenig menschenbezogen, sie können mit körperlichem Kontakt nichts anfangen.

Ebenfalls gibt es Katzen, die nur zu ihrer Bezugsperson eine enge Bindung aufbauen und mit anderen Menschen nichts oder nicht viel anfangen können. Wie auch immer der Charakter der Katze sich zeigt: ihre Wünsche und Abneigungen sollten respektiert werden!

"Kuschel-Katzen" und "Nicht-Kuschel-Katzen"

Häufig wird davon berichtet, dass sich die Katze beim "auf-den-Arm-nehmen" heftig wehrt, kratzt und/oder flieht. Man sollte dann nicht weiter versuchen, sie hoch zu heben. Es gibt Katzen, die liebend gern -am besten den ganzen Tag- auf dem Arm herumgetragen werden. Andere jedoch mögen es gar nicht. Um sich also keine Kratzer oder Bisse zuzuziehen, sollte man die Wünsche der Katze respektieren, so schwer es auch manchmal fällt.

Grenzen setzen

Auch Katzen dürfen nicht Alles. Ihnen ihre Grenzen klar zu machen, kann eine herausforderne Arbeit sein. Katzen sind nur bedingt erziehbar und reagieren auf Gewalt und lautes Schreien manchmal mit entsprechend heftigen Reaktionen. Wichtig bei der Erziehung von Katzen sind richtiges Timing und angemessene Reaktion.

Nur, wenn man die Katze "in flagranti" erwischt, sollte man ihr klar machen, dass ihr Verhalten nicht erwünscht ist. Späterer Tadel kann von der Katze nicht entsprechend eingeordnet werden, weil sie die Negativ-reaktion nicht mehr mit ihrem Verhalten verbindet.

Um ihr Grenzen zu setzen, reicht es oft, die Stimme einzusetzen: ein bestimmendes "Nein!" oder "Aua!" im richtigen Moment helfen mehr als lange Schimpftiraden! Ein ein (neben die Katze!) geworfenes Kissen oder Kettchen helfen, die Katze von unerwünschten Verhalten abzubringen. Ein paar trockene Erbsen in einer Metalldose -im richtigen Moment geschüttelt- können ebenfalls helfen. Wichtig ist, dass die Katze diese Erfahrungen in dem Moment erlebt, in dem sie etwas Unerwünschtes tut!

keine Bestrafungen / keine Gewalt!

Schläge, lautes Schreien oder gar das leider weit verbreitete "in-den-Urin-oder-Kot-tunken" helfen bei der Erziehung einer Katze nicht. Im Gegenteil: sie dienen lediglich dazu, das Vertrauensverhältnis zwischen Halter und Katze zu zerstören, die Katze zu ängstigen und Unangenehmes mit dem Halter zu verknüpfen! Gewalt jedweder Art hat in der Erziehung nichts zu suchen! Auch, wenn man noch so verzweifelt ist, bringt sie nicht zum Ziel, sie führt zu Rückschritten!

konsequent bleiben

Nichts verwirrt eine Katze so sehr wie sich ständig ändernde Regeln: mal darf die Katze ins Schlafzimmer, mal nicht. Mal darf sie vom Teller essen, wenn Besuch da ist nicht. Die Katze begreift nicht, wann etwas erlaubt ist und wann nicht. Sie begreift nicht, dass es Situationen gibt, in denen sie etwas, was ihr vorher erlaubt war, nicht mehr tun darf.

Der Halter sollte also konsequent bleiben. Etwas, das nicht erlaubt ist, sollte verboten bleiben, egal in welcher Situation. Dies gilt selbstverständlich auch umgekehrt: Etwas, das erlaubt ist, sollte erlaubt bleiben, egal wann. Um die Katze nicht unnötig zu verwirren, sollte man sich strikt daran halten. Auch Gequengel, Gekratze oder Gemaunze sollte nichts an den einmal aufgestellten Regeln ändern!

unerwünschtes Verhalten ignorieren

Entdeckt man einen nassen Fleck, ein Häufchen oder eine ausgebuddelte Planze erst nach "der Tat", sollte die Beseitigung von Schäden ohne jeden Kommentar ablaufen. Zum einen, damit die Katze eine negative Reaktion (Tadel) nicht mit einer falschen Situation (dem Saubermachen, bei dem die Katze nur zuschaut und nichts Negatives tut) verknüpft.

Und zum Anderen, weil manche Katzen eine negative Reaktion auf ihr Verhalten als Aufmerksamkkeit werten. Die Katze würde also lernen: "Stelle ich Dummheiten an, beachtet Dosi mich!" Um diese Verknüpfung zu vermeiden, ist es unbedingt nötig, keinen Kommentar abzugeben, wenn man bereits entstandene Missgeschicke beseitigt.

Rituale aufbauen

Katzen sind Gewohnheitstiere. Durch regelmäßig wiederkehrende Ereignisse erlangen sie Sicherheit und fühlen sich wohl in ihrer Umgebung. Da hinter Verhaltensstörungen oft auch psychische Probleme wie Unsicherheit und mangelndes Selbstbewusstsein stehen, helfen Rituale der Katze. Spiel- und Fütterungszeiten sollten regelmäßig eingehalten werden. Dabei sind diese nicht unbedingt an bestimmte Uhrzeiten geknüpft, sondern vielmehr an andere, regelmäßig wiederkehrende Ereignisse z.B. das morgentliche Aufstehen oder abendliche zu-Bett-gehen.

Geduld mit Kitten

Kitten sind süß, aber auch anstrengend. Sie lernen in ihrer "Kindheitsphase" Vieles, was später wichtig werden könnte. Aus diesem Grunde müssen sie zwangsläufig auch viel ausprobieren, was für Kitten bedeutet: anpföteln, anknabbern, herumterwerfen oder bekratzen. Sie lernen, wie man sich bewegt, ohne alles hinunter zu werfen; lernen, was schmeckt und was nicht. Sie lernen, welche Grenzen sie beim neuen Halter überschreiten dürfen und welche Regeln es gibt.

Auch müssen sie lernen, dass eine menschliche Hand kein Spielzeug, die menschliche Haut sehr empfindlich ist. Sie lernen, dass auch Zehe, die unter der Bettdecke wackeln kein tolles Spielzeug sind. Bis sie all dies gelernt haben ist Geduld, Liebe und Fürsorge wichtig. Wer sich dazu entscheidet, Kitten ins Haus zu holen, sollte dies bedenken.

menschliche Hände und Füße sind kein Spielzeug!

Manche Menschen machen den Fehler, ein Kitten oder ein junge Katze mit nackten Händen oder Füßen zu bespielen und ärgern sich dann, wenn die ausgewachsene 6-Kilo-Katze dies immer noch tut und so tiefe Wunden reißt. Dabei vergessen sie völlig, dass sie selbst es waren, die der Katze diese Unart beigebracht haben. Wer auch damit leben kann, dass die erwachsene Katze noch immer Hände und Füße angreift, beißt oder zerkratzt, kann sein Kitten durchaus daran gewöhnen. Wer dies nicht wünscht, sollte auch dem Kitten schon zeigen, dass dies nicht erwünscht ist.

Spieltherapie

Um das Vertrauen zwischen Halter und Katze zu stärken und die Katze artgerecht auszulasten, sollte man mit dem regelmäßigen gemeinsamen Spiel beginnen. Dabei lernt die Katze ihre Krallen und ihr Gebiss anzuwenden, ohne jemanden zu verletzen oder etwas zu zerstören. Solche "Sitzungen" sollten mehrmals in der Woche und ohne Ablenkungen abgehalten werden.

Die Katze stärkt ihr Selbstbewusstsein, indem sie merkt, dass wildes Spiel durchaus auch einmal erlaubt ist und sie Erfolgserlebnisse erzielt. Auch der Halter erscheint so in einem "positiveren Licht": er verbietet nichts und hat zusammen mit der Katze Spaß.

die Vergangenheit der Katze respektieren und "wieder gut machen"

So manch ältere Katze hat in ihrer Vergangenheit leider Erfahrungen machen müssen, die ihren gesamten Lebensweg beeinflussen können. Sei es durch Gewalt, Vernachlässigung oder unterbliebende Tierarztbesuche: sie hat körperlichen oder seelischen Schaden erlitten, der unter Umständen nicht "wieder gut" zu machen ist. Auch nicht in einer neuen Umgebung oder in der Obhut eines neuen, umsichtigeren Halters. Sich eine solche traumatisierte, kranke Katze ins Haus zu holen, bedeutet für den neuen Katzenhalter eine enorme Verantwortung. Hierbei spielen Geduld, Nachsicht und Kenntnis des Katzenverhaltens mehr denn je eine große Rolle.

Manch eine Katze mit schlechter Vergangenheit reagiert ungewöhnlich ängstlich oder aggressiv auf bestimmte Situationen. In vielen Fällen kann durch gezieltes Training und viel Verständnis der Situation ihren Schrecken genommen werden. Einige Katzen jedoch erholen sich nie ganz von traumatischen Erlebnissen und es muss ihr Leben lang Rücksicht auf ihre Angst genommen werden. Wer sich für eine "Katze mit Vergangenheit" entscheidet, muss wissen, dass das Zusammenleben mit ihr unter Umständen zahlreiche Kompromisse und auch manchmal gänzlicher Verzicht bedeuten kann.





Dass harte Arbeit - zusammen mit der Katze - auf lange Sicht zu einem harmonischeren Zusammenleben führen kann, macht der Erfahrungsbericht "von der Kratzbürste zur Traumkatze" deutlich. Mit viel Verständnis, Liebe und Geduld war es möglich, eine angst-aggressive Katze zu einer schmusebedürftigen, selbstbewussten Katze zu "trainieren".


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Buchtipps:
  • "Stille Örtchen für Stubentiger", Christine Hauschild, ISBN: 978-383702225-4
  • "Wenn Katzen Kummer machen", Sabine Schroll, ISBN: 978-3-86127-137-6
  • "wenn meine Katze Probleme macht", Denise Seidl, ISBN: 978-3-440-11399-8