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unkastriert und unglücklich

Inhalt zuletzt aktualisiert am: 03.11.2014

Tiffy war meine erste Katze. Dementsprechend unerfahren war ich, als ich sie im Juni 2001 zu mir holte. Ich verschlang förmlich Dutzende von Katzenbüchern, hatte jedoch niemand Erfahrenes an meiner Seite, der mich darüber aufklärte, dass die meisten Ratschläge und Informationen in solchen sogenannten Fachbüchern faktisch einfach falsch oder längst überholt waren.

So lebte ich mit dem Gedanken, dass die Kastration einer weiblichen Katze unnötig wäre. Als sogar der Tierarzt mir bestätigte, dass diese Op für die Katze ein unnötiges Risiko und eben absolut unnütz sei, dachte ich, dass das Thema damit abgeschlossen sei und unsere Geschichte nahm ihren Lauf.

Tiffy lauert

Spielen mit der Federangel ist heute wieder interessant

Tiffy wurde anfangs regelmäßig zwei- bis dreimal im Jahr rollig. Das permantente Geschrei, die Verhaltensänderungen und die eine oder andere Unsauberkeit hielt sich für mich nur mit dem Gedanken in Grenzen, dass ich wusste, dass der Spuk bald wieder sein Ende nehmen würde. Als Tiffy immer öfter und vor allem länger rollig wurde, besuchte ich immer öfter den Tierarzt mit ihr, schließlich machte ich mir Gedanken. Doch er fand ihr Verhalten ganz normal. Sie sei ein wenig zierlich, aber ansonsten vollkommen kerngesund, die Rolligkeit sei normal, auch, dass die Rolligkeiten in immer kleineren Zeitabständen kamen und gingen.

Zusammen litten wir jahrelang, ohne zu wissen, dass sich gerade ein handfestes Gewitter über uns zusammenbraute. Ich war ständig genervt von ihrem Geschreie, konnte nächtelang nicht schlafen und war verzweifelt. Tiffy fraß immer weniger, hatte kein Interesse mehr am Spielen und immer öfter erwischte ich sie dabei, wie sie versuchte zu entwischen, wenn ich die Wohnungstür öffnete. Sie veränderte sich vollkommen, ich sah ihr an, dass sie -genau so wie ich- pausenlos unter Stress stand. Sie rieb sich an mir, an Gegenständen und gurrte verliebt, wenn man sie anfasste. Ich begann, sie weniger zu streicheln, denn es war mir unangenehm, wenn sie sich an mir "aufgeilte ".

Zahllose Versuche, sie von ihrer Rolligkeit abzulenken, schlugen fehl. Sie war nur noch auf Fortpflanzung getrimmt und trieb mich damit in den Wahnsinn. Teilweise war es für sie unmöglich, in ihrer Extase ihre Blase unter Kontrolle zu halten. Ich fühlte mich überfordert, wütend und hilflos.

Tiffy gähnt

so entspannt ist Tiffys Leben heute

Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, was Dauerrolligkeit ist und was sie bewirkt. Wusste nicht, dass sich durch die ständige Hormonumstellung Krebsgeschwüre, Gebärmutterentzündungen und dauerhafte Unsauberkeit entwickeln konnten.

Ich war mit den Nerven am Ende und wandte mich schließlich Hilfe suchend an ein Katzenforum. Dort bekam ich alle nötigen informationen, um zu erkennen, was ich meiner geliebten Katze aus Naivität jahrelang angetan hatte! Tiffys Rolligkeit klang mittlerweile gar nicht mehr ab und so vereinbarte ich endlich einen Termin zur Kastration in einer Tierklinik. Dort bekam ich auch alles das zu hören, was ich mir bereits im Katzenforum angelesen hatte.

Da Tiffy mittlerweile schon 9 Jahre alt war, empfahl man mir vor der Kastration erst einmal eine gründliche Blutuntersuchung durchzuführen, vor allem um zu sehen, ob sie überhaupt fähig war, die Narkose zu verkraften und ob sich bereits Veränderungen aufgrund der Dauerrolligkeit in ihrem Körper zeigten. Das Blutbild schien nicht besorgniserregend, also konnte die Kastration ohne weitere Zwischenfälle erfolgen.

Nach der Kastration eröffnete man mir, dass die Gebärmutter bereits voller Wasser und im Anfangsstadium einer schlimmen Entzündung war. Ich war geschockt! Die komplette Gebärmutter musste während der Op entfernt werden, auch die Eierstöcke wurden herausgenommen.

Ich bekam Tiffy zusammen mit Antibiotika für die nächsten Tage mit nach Haus. Dort konnte ich erst das Ausmaß der Op ermessen: Tiffy war durch die Entfernung der Gebärmutter derart eingefallen und dürr, dass es mir die Tränen in die Augen trieb! Natürlich war sie schon immer zierlich gewesen, doch nun konnte ich mir auch ausmalen, wieviel von ihrem Bauchumfang die entzündete und gefüllte Gebärmutter eingenommen hatte.

Tiffy heute

Tiffy heute: wieder am Leben interessiert

In den nächsten drei Wochen nach der Op verweigerte mein Mädchen sämtliches Futter, hatte ihren Lebenswillen sichtlich verloren und vegetierte nur noch vor sich hin. Ich musste sie zum Fressen zwingen, gab ihr püriertes Futter, flößte ihr Wasser ein und musste sie, so schwach wie sie war, sogar auf ihre Toilette bringen. Die Entzündung hatte sie derart geschwächt, dass sich eine weitere Infektion in ihrem Körper ausbreiten konnte und ich war überzeugt, sie einschläfern lassen zu müssen.

Drei Wochen lang kämpfte ich sprichwörtlich um ihr Leben, bis sie plötzlich -vollkommen unerwartet- eines Morgens wie selbstverständlich zum Napf ging und begann, von allein zu fressen. Von da an wusste ich, dass sie zwar noch nicht "über den Berg ", aber zumindest auf gutem Wege dahin war. Noch monatelang beobachtete ich sie akribisch, achtete auf ihr Fressverhalten und nahm jeden faulen Tag als Zeichen, dass es wieder abwärts ging. Ständig machte ich mir Sorgen um sie aus Angst vor Folgeschäden der Gebärmutterentzündung.

Heute ist diese schreckliche Geschichte zwei Jahre her und Tiffy lebt glücklich und zufrieden immer noch bei mir. Wir haben ein innigeres Verhältnis entwickelt und ich freue mich jeden Tag, wenn ich sehe, wie entspannt und selbstzufrieden sie geworden ist. Im Laufe der Zeit hat sie selbstverständlich zugenommen, hat alles aufgeholt, was sie aufgrund der ständigen Rolligkeit versäumt hatte und ist nun vollkommen gesund und wohl genährt. Ihr Fell ist schon lange seidig und glänzend und sie bekommt mehr Streicheleinheiten als ihr manchmal lieb ist.

Auch heute noch horche ich auf, wenn sie beginnt zu quietschen, aber heute weiss ich: sie macht es jetzt aus lauter Übermut und Freude beim Spiel. Und dies sind für uns beide die schönsten Momente des Tages!

Verfasser und Fotos: www.Katzen-fieber.de
Stand: Juli 2012

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